Eine offizielle Stellenausschreibung liegt zwar noch nicht vor, aber zwei Bewerber loten bereits das Terrain aus. Denn die Liberalen brauchen eine neue Parteiführung, nachdem sie bei der Bundestagswahl vom 23. Februar krachend an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert sind und ihr Bundesvorsitzender Christian Lindner noch am selben Abend das Handtuch warf. Frisches Personal soll die Partei wieder aus dem politischen Jammertal holen.
Offensichtlich ist das ein Job, um den sich gerade niemand wirklich reißt. Und so ist es wenig überraschend, dass die beiden einzigen Personen, die derzeit im Gespräch sind, um den 46-jährigen Lindner zu beerben, die 66-jährige Agnes Strack-Zimmermann und der 73-jährige Wolfgang Kubicki sind. Es könnte also auf ein Duell der Silberrücken hinauslaufen.
Doch unabhängig von ihrem Alter sollte etwas Anderes zur Kenntnis genommen werden, und das sind Positionen zu zentralen außenpolitischen Fragen, wie sie gegensätzlicher kaum sein könnten. Da ist die mit Israel absolut solidarische Strack-Zimmermann, die ebenfalls zur russischen Invasion in der Ukraine eine unmissverständliche Meinung hat. Stets forderte sie mehr deutsches Engagement zugunsten Israels als auch der Ukraine.
Kubicki hat sich nie von Möllemann distanziert
Kubicki dagegen hat sich nie von seinem persönlichen Freund Jürgen Möllemann distanziert, also jenem FDP-Politiker, der dem Bundestagswahlkampf 2002 durch seine Hetze gegen Michael Friedman sowie Israel eine dezidiert antisemitische Note verliehen hatte und 2003 starb. »Wäre Mölli noch da, läge die FDP in Umfragen sicher nicht bei vier Prozent«, sagte er noch 2013 der Zeitschrift »Bunte«. »Uns fehlt einfach ein Typ, wie er einer war.« Und auch heute hat Kubicki zu Israel eher ein instrumentelles Verhältnis. Das Land dient ihm allenfalls als Mittel zum Zweck - in seinem Fall, um die Grünen vorzuführen, die Waffenlieferungen an Israel verhindern würden.
Geradezu peinlich wird es im Fall Ukraine. Stets war er nach der Annexion der Krim durch Putin einer der lautesten Gegner von Sanktionen gegen Russland. »50 Jahre meiner politischen Agenda haben sich in Luft aufgelöst«, klagte Kubicki dann im April 2022 gegenüber dem »Spiegel« – so als ob er selbst das größte Opfer der russischen Invasion sei. Wer glaubt, dass danach ein Umdenken stattfand, weit gefehlt. Im August 2022 bereits forderte Kubicki die Öffnung der Ostseepipeline Nord Stream 2 für russisches Gas und machte sich so zum Gerhard Schröder der Liberalen. Zukunftsfähigkeit sieht anders aus.