von Christine Schmitt
Laura tanzt auf der Stelle. Die 16jährige kann ihren Blick nicht von der Bühne wenden und singt lautlos die Interpretation des Michael-Jackson-Hits »Thriller« mit. Als die letzten Akkorde verklingen, kann sich Laura kaum noch beherrschen: »Das habt ihr super gemacht”, lobt sie enthusiastisch die Tänzerinnen und Sängerinnen vom Frankfurter Jugendzentrum. In den vergangenen beiden Jahren hat Laura noch mit auf den Brettern gestanden und gesungen, diesmal war sie für die Choreographie verantwortlich und hat den Song mit ihren Freundinnen einstudiert. Seit vergangenen September hatten sie daran gefeilt. Stunden später weiß Laura, daß es doch nicht ganz gereicht hat, um die »Jeweurovison« der deutschen Jugendzentren zu gewinnen. Aber immerhin schafft die Gruppe den dritten Platz. Zwölf Punkte heißt es am häufigsten für Dortmund. Und damit geht der Pokal zum zweiten Mal ans Jugendzentrum Emuna. »Sie haben eine tolle Show inszeniert”, meint Igor Ginzburg, Leiter der Berliner Jugendzentrums Olam. »Die Tänzerinnen waren einfach grandios, und man hat ihnen angesehen, daß sie mit viel Spaß dabei sind. Und die Sängerin hatte eine temperamentvolle, klare Stimme, mit der sie den Medley aus verschiedenen Songs interpretiert hat«, sagt Ginzburg, der selber Musiker ist. Die Berliner konnten sich den zweiten Platz sichern.
Dichtes Gedränge herrscht am Samstag im Gemeindehaus an der Fasanenstraße, mehr als 700 Zuhörer wollen in den Saal, um die Auftritte der Gesang- und Tanzgruppen von elf Jugendzentren aus dem gesamten Bundesgebiet zu sehen. Mit Trillerpfeifen und Transparenten wie »Dortmund zwölf Punkte« ziehen sie lautstark – und mit guter Vorahnung – in Richtung Bühne.
Seit fünf Jahren gibt es die »Jeweurovision«, und zum ersten Mal findet sie in Berlin statt, dem Gewinner des vergangenen Jahres. Elf Jugendzentren sind dabei. Mehr als 250 Gäste kommen beispielsweise aus Bremen, Hamburg, Düsseldorf, Duisburg, Wiesbaden, Köln und Konstanz, kampieren in der Heinz-Galinski-Grundschule und verbringen einige Tage in der Hauptstadt.
Alle Hände voll zu tun hat auch Wolfgang Hammerschmid. Der Jazz-Pianist gehört der zwölfköpfigen Jury an. Neben ihm und einer weiteren Musikerin entscheiden die Jugendzentrumsleiter über die Punktevergabe. »Die Stimmung ist einmalig”, sagt Hammerschmid, »und die Leute sehr, sehr nett.« Bis 22 Uhr hofft er allerdings vergebens auf eine Stimme, die sei- nen Ansprüchen genügen konnte. »Ich würde mich freuen, mehr Talente zu sehen”, meint er. Und ein selbst komponiertes Lied – das wäre klasse. Aber auch so bringe ihm der Abend sehr viel Spaß. Zwölf Punkte gibt er später Berlin.
»Es ist immer die Frage, wieviel Jugendzentrum und wieviel Professionalität dabei sein soll«, meint Ori Osberer, Kölner Jugendzentrumsleiter und ebenfalls Jury-Mitglied. Auf jeden Fall heißt der Verlierer der Abends die Technik. Denn die klappt nicht gerade reibungslos. Ansonsten findet er den Abend »sehr glamourös«. Als wahre Verwandlungskünstler erweisen sich Larisa und Sivan, die charmant die Auftritte ankündigen und sich zu jedem Jugendzentrum ein anderes Outfit haben einfallen lassen.
Igor Ginzburg ist vollauf zufrieden. Der Abend sei wunderbar verlaufen. Eigentlich war noch eine Disco geplant, aber die Zeit reicht dann doch nicht mehr. Schließlich heißt es um drei Uhr morgens nach einer Zugabe der Gewinner: »Bis zum nächsten Jahr in Dortmund.«