Filmfestival

Diskussion inbegriffen

von Jan Popp-Sewing

»Filme sehen und darüber reden« – so könnte das Motto des dritten Filmfestivals »Jüdische Welten« in Düsseldorf lauten. Vom 8. bis zum 13. Dezember stehen im Black-Box-Programmkino, Schulstraße 4, in der Düsseldorfer Altstadt acht Filme mit jüdischer Thematik auf dem Programm. Die meisten sind noch nie in deutschen Kinos gezeigt worden. Nach dem Abspann ist keineswegs Schluss. Festival-Intendantin Erika Rubinstein hat Schauspieler und Regisseure zu Gesprächsrunden eingeladen.
»Jüdische Welten« möchte jüdische Kultur, Tradition und Mentalität auch außerhalb der Gemeinde darstellen, betont Juan Strauss, Vorstandsvorsitzender der Düsseldorfer Gemeinde. Die Veranstaltung solle auch viele nichtjüdische Filmfreunde anziehen. Familiengeschichten und Dokumentationen, die stets vor dem jüdisch/ israelischen Hintergrund spielen, überwiegen diesmal.
Los geht es am Samstag, 8. Dezember, um 19 Uhr mit dem sowjetischen Stummfilm Das Jüdische Glück von 1926. Der Streifen ähnelt in seiner Dynamik und mit seinen Gags den damals gerade aufgekom- menen US-Slapstick-Komödien. Die Figur Menachem Mendel versucht dabei, einem russischen Schtetl zu entkommen und scheitert so lange, bis er sich entscheidet, Heiratsvermittler zu werden. Der Kinopianist Aljoscha Zimmermann begleitet den Film mit eigenen Kompositionen.
Der Sonntag ist für eine Kindervorstellung reserviert (14 Uhr). Max Minski und ich ist ein Film über das Erwachsenwerden. Es ist gleichzeitig der einzige deutsche Beitrag des Festivals. Er erzählt die Geschichte der 13-jährigen Außenseiterin Kelly, die mit ihrem Freund Max Minski Basketball trainiert, weil sie unbedingt bei einem Turnier einen luxemburgischen Prinzen kennenlernen möchte. Regisseurin Anna Justice (Berlin) und Max Minski-Darsteller Emil Reinke diskutieren mit dem Kinopublikum.
The Longing: The Forgotten Jews of South America (9. Dezember, 17 Uhr) erzählt von den Nachkommen spanischer Juden, die vor der Inquisition nach Südamerika flohen – sogenannten Krypto-Juden. Einige von ihnen haben trotz der Jahrhunderte ihre jüdischen Wurzeln nicht vergessen. Aber die dortigen Gemeinden möchten sie nicht aufnehmen, da Beweise für ihre jüdische Herkunft fehlen. Ein Spezialist zum Thema »Krypto-Juden« wird kommen.
Sweet Mud (9. Dezember, 20 Uhr) hat bei seinem Erscheinen in Israel für Diskussionen gesorgt. Er zeigt das Leben in einem Kibbuz der 70er-Jahre und eine labile Frau, die sich dem Kollektiv nicht anpassen kann, was zu einer Tragödie führt. Produzent Johannes Rexin aus Köln wird anwesend sein. Der Film ist bereits Deutsch synchronisiert.
Ein weiteres heißes Eisen packt die Dokumentation In Satmar Custody an, die am 10. Dezember um 19 Uhr gezeigt wird. In Form eines Thrillers wird die Geschichte einer jemenitisch-jüdischen Familie erzählt, die in die Gemeinde der ultraorthodoxen und anti-zionistischen Satmar-Juden nach New York kommt und ihre Kinder an die Radikalen verliert. Regisseur Nitzan Gilady wird Fragen beantworten.
Das historische Genre bedient King of Beggars von Uri Paster (11. Dezember, 19 Uhr), eine israelisch-litauische Koproduktion. Im späten 16. Jahrhundert baut der Badaufseher Fishke aus Bettlern und Dieben eine Art jüdische »Partisanen«-Brigade auf, die schließlich auf russischer Seite gegen die Polen kämpft. Hauptdarsteller Shahar Sorek wird anwesend sein.
Komisch geht es dann bei Gorgeous zu (12. Dezember, 19 Uhr). Die französische Komödie spielt in einer verrückt-turbulenten jüdisch-sefardischen Familie in Paris, die von starken Frauen geführt wird.
Zum Abschluss steht der kanadische Beitrag The Exodus decoded auf dem Programm (13. Dezember, 19.30 Uhr). Regisseur Simcha Jacobovici versucht vor Ort nachzuweisen, dass der Exodus aus Ägypten so stattgefunden hat, wie es die Bibel beschreibt. Produziert hat den Film James Cameron (Titanic) für die BBC. Anschließend stellt sich der Dortmunder Theologie-Professor Thomas Pola der Diskussion. Er kommt zu völlig anderen Ergebnissen als der Regisseur.
Das Festival kommt mit einem Etat von rund 15.000 Euro aus. Möglich wird es unter anderem durch die Unterstützung von Gemeinde, Stadt, Land, Chaise Family Foundation und der US-Organisation Joint.

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