„Channel One Cup“

Die Oligarchen sind da

von Sabine Brandes

Wer derzeit in Israel einen Wagen der Extraklasse mieten möchte, hat schlechte Karten. Alles ausgebucht. Die russischen Oligarchen sind da. Im Mercedes der S-Klasse lassen sich die milliardenschweren Männer zwischen Stadien, Hotels und den schicken Restaurants an den Strandpromenaden Tel Avivs und Herzlijas hin und her kutschieren.
Gekommen sind die Superreichen aus Russland und der Ukraine, um sich Fußball anzuschauen, genauer gesagt die Spiele ihrer Clubs. Beim »Channel One Cup«, benannt nach dem größten russischen Fernsehkanal in Israel, treffen dieser Tage sechs Teams aufeinander: Gastgeber Maccabi Haifa und Hapoel Tel Aviv, die ukrainischen Mannschaften Dynamo Kiew und FC Shakhtar Donetsk sowie die russischen CSKA und Spartak Moskau. Doch es sieht ganz so aus, als fänden die Zuschauer größere Beachtung als die Spieler auf dem Feld. Die Öffentlichkeit ist süchtig nach Geschichten über die geheimnisumflorten Milliardäre, die nur selten ans Licht der Öffentlichkeit treten. Allen voran der jüngste von ihnen, Roman Abramowitsch. Sein Geld machte der Russe hauptsächlich mit dem Verkauf des Ölunternehmens »Sibneft« in der Post-Perestroika-Zeit. Und er liebt Fußball. So sehr, dass er gleich einen ganzen Verein kaufte: Chelsea United aus London. Außerdem finanziert er den »Channel One Cup«.
Beim Eröffnungsspiel am 24.1. traf Maccabi Haifa auf Dynamo Kiew und erzielte ein beachtenswertes 1:1. »Wir hatten jede Menge Chancen gegen ein Team, dass regelmäßig in der Champions League dabei ist«, freute sich Trainer Roni Levy. Besonders schön für die Gastgeber: Zum ersten Mal nach fünf Jahren durfte wieder ein internationales Spiel im Heimstadion Kirijat Elieser ausgetragen werden. Der Coach ist sicher, dass das Turnier dazu beitragen wird, den europäischen Fußballchefs zu zeigen, dass »Haifa eine sehr sichere Stadt ist«. Zwar hatte die UEFA den Israelbann nach dem Waffenstillstand zwischen Libanon und Israel im September aufgehoben, bislang durfte aber lediglich in Tel Aviv gespielt werden.
Dort traf am Tag darauf Hapoel Tel Aviv auf CSKA Moskau. Im Bloomfield Stadion unterlagen die Tel Aviver mit 1:4. Zwar waren nur ein paar tausend Fußballfans gekommen, um sich das Spiel anzusehen, doch mittendrin saß Abramowitsch höchstpersönlich. Sein Vergnügen lässt sich der Fußballfan einiges kosten: Acht Millionen Dollar steckte er allein in den zehntägigen Cup, hinzu kommen zwei Millionen Dollar an Preisgeldern.
Statt Milch und Honig fließen hier derzeit also Wodka und Dollarnoten. Die Oli-garchen sind in 20 Privatjets mit einem ganzen Schwarm von Familienmitgliedern, Beratern, Geschäftspartnern, Chauffeuren und Bodyguards gelandet und lassen es sich im heiligen Land ausgesprochen gut gehen. Untergebracht sind sie in den edelsten Hotels von Tel Aviv und Caesarea. Eli Siv, Präsident der israelischen Hotelvereinigung, schätzt die Gewinne auf 2,2 Millionen Euro – innerhalb von zehn Tagen.

Bundestagswahl

Russlands Außenminister Lawrow lobt AfD und BSW

Es gebe in ihren Äußerungen »viel Vernünftiges«

 14.01.2025

Helsinki

Scholz: Leben der Geiseln muss oberste Priorität haben

Über die Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen heißt es, ein Abkommen sei greifbar. Der Bundeskanzler hofft auf einen Abschluss

 14.01.2025

Karlsruhe

Verdacht der Volksverhetzung: Polizei ermittelt gegen AfD

Es geht um ein in sozialen Netzwerken gepostetes »Abschiebeticket«. Die zumindest in Teilen rechtsextremistische Partei überschreitet immer wieder Grenzen

 14.01.2025

Vatikan

Papst verurteilt Massaker der Hamas und kritisiert Israel

Regelmäßig steht der Papst in der Kritik, er habe den Terrorangriff der Hamas auf Israel nicht klar genug verurteilt. In seinem neuen Buch tut er genau das, wirft aber auch Israel vor, Terror zu produzieren

von Severina Bartonitschek  14.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Marburg

»Biodeutsch« ist »Unwort des Jahres« 2024

Diskriminierend und »eine Form von Alltagsrassismus«: So stuft die Jury den Begriff ein, wenn er wörtlich verwendet wird. Zum »persönlichen Unwort« der Mitglieder Cheema und Mendel wurde »importierter Antisemitismus«

 13.01.2025

Riesa

Massive Proteste gegen AfD-Bundesparteitag 

Mehrere tausend Menschen sind seit dem frühen Samstagmorgen in der sächsischen Stadt gegen den AfD-Bundesparteitag auf die Straße gegangen

 11.01.2025

Medien

Medienwissenschafter: Erleben Großangriff auf unabhängigen Journalismus

Der öffentliche Raum leide unter »sehr reichen, sehr mächtigen Journalismus-Verächtern«

 10.01.2025

USA

Mel Gibson: »Mein Zuhause sah aus wie Dresden«

Zahlreiche Stars sind von der gewaltigen Feuerkatastrophe in Kalifornien betroffen. Auch Mel Gibsons Haus fiel den Flammen zum Opfer. Nach antisemitischen Einlassungen in der Vergangenheit irritiert er nun einmal mehr mit unpassenden Vergleichen

 10.01.2025