Herr Erzbischof, Sie haben vergangene Woche bei der Vorstellung des »Instituts für Weltkirche und Mission« gesagt, die Kirche biete das Evangelium allen Menschen an, auch den Juden (vgl. S. 2). Dialog und Mission – wie passt das zusammen?
schick: Wenn wir mit Religionen in Dialog treten, geht es gar nicht anders, als dass wir das Evangelium als Grundlage anbieten. Worüber sonst sollten wir sprechen?
Tritt da nicht die Mission an die Stelle des interreligiösen Dialogs?
schick: Nein. Die Mission ist Teil des Dialogs.
Ziel der Mission ist aber doch, dass Juden Christen werden?
schick: Das ist ihnen möglich, aber es wird kein Zwang ausgeübt.
Jüdische Dialogpartner fühlen sich bedrängt, wenn sie spüren, dass sie missioniert werden sollen.
schick: Das ist nicht unser Verständnis von Mission. Mission heißt: Wir sind gesandt, die Frohe Botschaft zu verkünden. Sie anzunehmen, liegt in der Freiheit jedes Einzelnen.
Was ist der Inhalt der Frohen Botschaft?
schick: Es ist die Botschaft vom guten Vatergott und davon, dass in der Liebe zum Nächsten, den man lieben soll wie sich selbst, der Mensch seine Wesensbestimmung findet. Im Glauben an diesen guten Gott und in der Liebe zum Nächsten findet der Mensch sein Heil.
Jesus kommt in der Frohen Botschaft nicht vor?
schick: Es ist ja seine Botschaft, die er uns gebracht hat.
Der Zentralrat der Juden hat den Dialog mit der katholischen Kirche wegen der umstrittenen Karfreitagsfürbitte abgebrochen. Inwieweit sind Sie an der Wiederaufnahme des Gesprächs interessiert?
schick: Sehr. Der Dialog sollte auf alle Fälle wieder aufgenommen werden, und zwar sofort. Es ist wichtig, dass wir in einem guten Miteinander sind und bleiben. Auf Ortsebene ist der Dialog ja auch nicht abgebrochen. Aber er muss noch intensiver werden.
Wenn die kirchliche Judenmission erfolgreich ist, wird es eines Tages keine Juden mehr geben.
schick: Das ist Sache des lieben Gottes. Wie er seine Menschen zum Heil führt, das müssen wir ihm überlassen.
Mit dem Bamberger Erzbischof und Vorsitzenden der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz sprach Tobias Kühn.