Herr Hope, Sie haben ein Benefizkonzert mit viel Prominenz initiiert, das am 9. November an den 70. Jahrestag der Pogromnacht erinnern soll. Wie kommt ein Stargeiger auf eine solche Idee?
hope: Das war Zufall. Ich habe gegen fünf Uhr morgens auf dem Flughafen in Singapur ein Buch des britischen Historikers Martin Gilbert über die »Reichskristallnacht« gelesen. Und das hat meine Meinung über dieses Ereignis komplett verändert.
Inwiefern?
hope: Ich wusste zwar, was am 9. November 1938 passiert war. Aber ich hatte keine Ahnung über die Ausmaße des Geschehens. Dass zum Beispiel 30.000 Menschen verhaftet und schon damals in Konzentrationslager verschleppt wurden. Es war mir ebenfalls nicht klar, dass so viel internationale Presse in Deutschland vertreten war und darüber berichtete. Das war für mich ein Schock.
Ihr Konzert steht unter dem Motto: »Tu was!« Das klingt weniger nach Vergangenheit als nach Gegenwart.
hope: »Tu was!« bedeutet, nicht wegzuschauen, wenn etwas passiert. Damals haben die Menschen einfach weggeschaut oder nicht richtig wahrgenommen, was mit ihren Mitmenschen und in ihrer Umgebung geschah. »Tu was!« soll die Menschen zum Nachdenken über sich selbst anregen, sie aufrütteln.
Sie haben sich die Halle des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof ausgesucht. Warum?
hope: Die Abflughalle ist ein großartiger Ort. Auf der einen Seite symbolisiert der Nazi-Bau die Schattenseiten der Vergangenheit. Auf der anderen Seite steht Tempelhof dank der Luftbrücke für Menschlichkeit und Zukunft. Hier wurde Zivilcourage gezeigt.
Klassik, Pop und Literatur: Ihr Konzert fällt schon ein wenig aus dem Rahmen.
hope: Wir versuchen, mit »Tu was!« das Gedenken etwas moderner zu gestalten. Deshalb auch die verschiedenen Künstler. Da trifft zum Beispiel der Bariton Thomas Quasthoff auf den Popsänger Patrice oder die Band Polarkreis 18.
Passt das zum 9. November?
hope: Warum nicht? Unser Abend soll keine Schicki-Micki-Veranstaltung werden. Den Reinerlös spenden wir der »Freya-von-Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau«, ein Begegnungsort für Menschen unterschiedlicher Kulturen.
Mit dem Geiger sprach Katrin Richter.