Herr Lehavi, Sie waren am Wochenende in der israelischen Stadt Sderot, die ständig mit Raketen beschossen wird. Klingt nicht nach einem friedlichen Schabbat.
lehavi: Es ist wie im Krieg! Als ich am Freitag aus dem Auto gestiegen bin, gab es gleich den ersten Alarm. Das ganze Wochenende hindurch waren Detonationen zu hören. Immer wieder haben wir auch Kassam-Raketen gesehen, die in Richtung Aschkelon geflogen sind.
Sie verstehen Ihren Besuch als Zeichen der Solidarität und hatten zahlreiche Bilder im Gepäck, die von Kindern aus deutschen Gemeinden gemalt wurden. Wie kam diese Geste bei den Menschen an?
lehavi: In Hebräisch sagt man sinngemäß: »Es wärmte das Herz.« Die Menschen leiden, am meisten die Kinder. Selbst kleinste Zeichen der Solidarität sind wichtig. Mir hat jemand in Sderot gesagt, dieser Gruß von Kindern jüdischer Gemeinden aus Deutschland ist mehr, als man aus manchen Regionen Israels erhält.
Wie macht sich das Leiden der Kinder bemerkbar?
lehavi: Am Wochenende ist ein achtjähriger Junge so schwer verletzt worden, dass ihm ein Bein amputiert werden musste. Auch sein großer Bruder hat schwere Verletzungen davongetragen. Die Kinder leiden physisch und seelisch. Laut einer Studie von Natal, dem Zent- rum für die Opfer von Terror und Kriegsfolgen, weisen bis zu 94 Prozent der Jungen und Mädchen Symptome von posttraumatischem Stress auf. Das sind Angstzustände, Schlafstörungen, Konzentrationsmängel. Viele müssen psychologisch betreut werden.
Wie hilft Keren Hayesod in Sderot?
lehavi: Wir unterstützen die finanzielle Soforthilfe für die Opfer der Raketenangriffe und ergänzen damit die Leistungen, die von der israelischen Regierung kommen. Außerdem stellen wir für konkrete Projekte Geld zur Verfügung , das in der diesjährigen Magbit-Aktion in Berlin gesammelt wird. Nicht zuletzt wollen wir weiterhin mit Gesten wie Besuchen, Briefen und Bildern den Menschen in Sderot zeigen: Wir vergessen euch nicht!
Mit dem Repräsentanten von Keren Hayesod Berlin sprach Detlef David Kauschke.