»Die Integration wird erheblich erleichtert«
Uwe Schünemann über Kurse für Zuwanderer in Friedland
Herr Minister, Niedersachsen hat ein neues Konzept für das ehemalige Durchgangslager Friedland angekündigt. Aussiedler und jüdische Zuwanderer aus der GUS sollen dort Kurse besuchen. Was verspricht sich die Landesregierung davon?
schünemann: Die Integrationskurse bestehen im wesentlichen aus einem Sprachkurs. Ergänzt wird dieser um einen Orientierungskursteil, in dem über die Werte der deutschen Gesellschaft mit Hinweisen zum föderalen, demokratischen, sozialen Rechtsstaat informiert wird. Ziel ist der selbständige Gebrauch der deutschen Sprache in alltäglichen Situationen in Arbeit, Schule und Freizeit. Damit sollen die weiteren Integrations- schritte in Arbeitswelt und Gesellschaft am künftigen Wohnort erleichtert werden.
Aber passen die beiden Zielgruppen – deutsche Aussiedler und russischsprachige Juden – überhaupt zusammen?
schünemann: Mit der gemeinsamen Teilnahme gibt es durchweg positive Erfahrungen. Zwar kommen die jüdischen Zuwanderer häufig aus dem städtischen Umfeld und die Spätaussiedler öfter aus dem ländlichen Bereich; die gemeinsame russische Sprache und Kultur, das gemeinsame Ziel, in Deutschland leben zu wollen, bieten aber eine gute Grundlage für den gemeinsamen Kursbesuch.
Laufen andere oder ähnliche Angebote auch für jene Zuwanderer weiter, die Friedland verlassen?
schünemann: Es handelt sich in Friedland im wesentlichen um Integrationskurse, die landesweit ebenfalls stattfinden. Zusätzlich werden aber die jüdischen Verbände in Friedland Informationsveranstaltungen über die jüdischen Gemeinden und das jüdische Leben in Niedersachsen anbieten.
Wäre es da nicht sinnvoller, jüdische Zuwanderer von vornherein in Kommunen anzusiedeln, in denen sich jüdische Gemeinden um sie kümmern könnten, statt sie in Friedland zusammenzuziehen?
schünemann: Die Teilnahme an den Kursen ist freiwillig. Der große Vorteil ist, daß der Integrationskurs unmittelbar nach der Aufnahme erfolgen kann. Durch die gemeinsame Unterbringung können parallel dazu für die Kinder und Schulkinder Betreuungs- und Förderangebote bereitgestellt werden. Die wichtige Integrationsarbeit der jüdischen Gemeinden wird hierdurch nicht entbehrlich; die Integration in die jüdischen Gemeinden und die deutsche Gesellschaft wird aber erheblich erleichtert.
Mit dem Innenminister von Niedersachsen sprach Tobias Kaufmann.