Wer dieser Tage etwas auf sich hält, wird Flexianer. Dazu muss man kein besonders sportlicher Typ sein, es werden lediglich etwas Bewusstsein für die Umwelt und ein Quäntchen Willensstärke benötigt. Der Flexianer ist ein Fleischesser, der einmal in der Woche Vegetarier ist. Israel hat sich jetzt der globalen Initiative »Meatless Monday«, dem fleischlosen Montag, angeschlossen. Zig Restaurants von Nord nach Süd machen mit und servieren ihren Gästen am Wochenanfang statt tierischer rein vegetarische Kreationen.
gesünder leben Der fleischlose Tag hat seinen Ursprung im Ersten Weltkrieg in den USA, die moderne Variante ist dem Internet entsprungen. Den Auftakt machte in Europa die belgische Stadt Gent, mittlerweile sind Paris sowie diverse amerikanische Städte mit dabei. Gründe sind die nachhaltige Umweltzerstörung durch den steigenden Verzehr von Fleisch und der Wunsch nach einem gesünderen Lebensstil. Laut Vereinten Nationen ist die weltweite Tierhaltung für mindestens 18 Prozent der Treibhausgase und somit der globalen Erwärmung verantwortlich.
Zur Teilnahme am lokalen Projekt mit dem hebräischen Namen »Scheni Zimchoni«, vegetarischer Montag, hat die Gourmetzeitschrift »Al Ha’Schulchan« aufgerufen. Deren Chefredakteurin Jana Gur sagt, das Ziel ist es, immer mehr Restaurants für die Sache zu begeistern. Schon jetzt würden viele mitmachen, bei denen Fleisch Hauptbestandteil des Speiseplans ist, etwa »Black Bar and Burger« von Zachi Bukchester in Ramat Hascharon oder das »Katit« von Meir Adoni. Das zeige, wie wichtig es ist, hochwertige vegetarische Küche zu fördern. »Wir wollen den Gästen sagen: ›Esst weniger Fleisch, spart Geld und Ressourcen und achtet dabei auf eure Gesundheit!‹ In jedem Fall ist es besser, einmal wöchentlich gutes, teures Fleisch zu essen als täglich billiges Zeug. Darüber hinaus macht es Spaß, in Israel Vegetarier zu sein. Wir haben eine außergewöhnliche Vielfalt und Qualität an Obst und Gemüse.« Chefkoch Husam Abas freut sich über einen Tag ohne Huhn, Kuh oder Lamm. Er fügt jedes Mal ein neues vegetarisches Schmankerl aus der arabischen Küche hinzu. Die Speisekarte seines Lokals »Al-Barbur« bekomme so noch einen Hauch mehr Raffinesse, ist er sicher. Außerdem würden zunehmend Kunden nach Gemüsegerichten fragen. Diesen Montag kreierte er die Spezialität Baladi Aubergine mit Joghurt und Rijli, einer lokalen Pflanze, die aus dem Norden des Landes stammt. Abas köchelte alles zusammen mit Tomaten, frischem Knoblauch und Weinblättern und servierte es. »Fleischlos passt außerdem prima in den heißen Sommer«, findet er.
gemüseauflauf Die persönliche Verpflichtung, einmal in der Woche auf tierische Produkte, dazu gehören neben Fleisch Milchprodukte, Eier und Fisch, zu verzichten, sollte nach Meinung der Initiatoren nicht auf Restaurantbesuche beschränkt sein, sondern auch zu Hause gelebt werden. Um dem Ganzen etwas mehr Gewicht zu verleihen, kann man sich im Internet mit einem Eintrag »verpflichten«, sich jeden Montag lediglich Pflanzliches schmecken zu lassen. Hila Gatt findet die Idee wunderbar und will sich daran halten. Sie hat den Hinweis darauf in ihrem Lieblingsrestaurant »Rokach« entdeckt. »Ich habe gleich einen Gemüseauflauf bestellt, der war köstlich«, so die Studentin. »Das mache ich demnächst zu Hause. Bei mir gibt’s montags nichts Tierisches mehr.« Gur ist überzeugt, dass das Flexianertum der Pfad der Zukunft ist. »Es ist ein gesunder Mittelweg für alle, die es zu hart finden, ganz auf tierische Produkte zu verzichten.«