von Wladimir Struminski
Zipi hier, Zipi da. Israels neue Außenministerin ist umtriebig. Ein Telefonat mit Javier Solana, ein Treffen mit Angela Merkel, eine Rede vor der Konferenz über nationale Sicherheit, ein Abstecher zu Hosni Mubarak. Dazwischen: Vorbereitungen auf den Besuch in Washington, Beratungen über die Lage in den palästinensischen Gebieten, eine Parteikonferenz, ein Radiointerview. Die 47jährige lebt also, wie es sich für Spitzenpolitiker gehört. Und doch ist die Frau mit dem schmalen Gesicht anders als die meisten Vertreter ihres Metiers. Ihre Umgebung erlebt einen Star ohne Allüren.
Politik war ihr in die Wiege gelegt worden. Zipi Liwnis Vater, Eitan Liwni, hatte als ehemaliger Operationschef der Untergrundarmee Etzel (Irgun) unter Menachem Begins Befehl gegen die britische Mandatsmacht gekämpft. Später war er Knessetabgeordneter des Likud. Besuche bei den Begins gehörten für die Liwnis zum Alltag. In die aktive Politik ging die Rechtsanwältin und zeitweilige Mossad-Agentin erst mit 37. Dann führte ihr Weg steil nach oben. In die Knesset zog sie 1999 ein. 2001 nahm sie erstmals am Kabinettstisch Platz. Dort gehörte Liwni zu den loyalen Anhängern von Regierungschef Ariel Scharon. Bedenken gegen seine Politik, so sie denn aufkamen, trug sie nie in die Medien.
Die Pragmatikerin half Scharon auch, den Rückzug aus Gasa gegen regierungsinterne Widerstände durchzusetzen. Im Juni 2004 hatten Finanzminister Benjamin Netanjahu, Außenminister Silwan Schalom und Erziehungsministerin Limor Liwnat vor der entscheidenden Kabinettsabstimmung ihr Nein angekündigt. Da legte die Juristin Liwni einen Kompromiß vor. Die Regierung möge doch den Rückzugsplan »zur Kenntnis nehmen«, die endgültige Entscheidung aber erst später treffen. Davon ließen sich die Bedenkenträger überzeugen und stimmten mit Ja. Damit war die Chance vertan, den Rückzug zu vereiteln. Und Arik wußte sich bei Zipi zu bedanken: Anfang 2005 machte er sie zur Justizministerin. Später verließ sie den Likud und folgte Scharon in die neue Partei Kadima.
Nach Scharons Schlaganfall Anfang Januar erwies Liwni ihrer neuen politischen Heimat einen unschätzbaren Dienst: Sie verzichtete auf einen Machtkampf gegen Scharons offiziellen Vizepremier und kommissarischen Nachfolger Ehud Olmert. Die Belohnung folgte rasch: Am 18. Januar durfte Liwni als erste Frau seit Golda Meir das Außenministerium übernehmen.