»Die beste Mannschaft soll gewinnen«
Rabbiner Yitshak Ehrenberg
über das Fußball-Fieber zur WM
Herr Rabbiner, Deutschland ist im WM-Fieber, Sie auch?
ehrenberg: Etwas schon. Ich interessiere mich für Sport, auch für Fußball. Ich habe selber einige Zeit gespielt. Aber wenn ich mich entscheiden kann, schaue und spiele ich lieber Basketball. Da ist mehr los, da fällt nicht nur, wie beim Fußball – wenn überhaupt – ein Tor pro Spiel. Aber ganz allgemein gilt: Sport zu treiben, ist gut für Körper und Seele. Es gibt doch kaum eine größere Mizwa in der Tora, als für die Gesundheit zu sorgen.
Haben Sie einen Favoriten, dem sie die Daumen drücken?
ehrenberg: Eigentlich nicht. Als Jude und Israeli hätte ich die israelische Mannschaft besonders angefeuert. Aber leider hat sich Israel ja nicht für die WM qualifiziert.
Was sagen Sie zu der Begeisterung, die für die Spiele und die Spieler im ganzen Land zu spüren ist?
ehrenberg: Ich begrüße es, wenn die ganze Welt im friedlichen Geist zusammenkommt. Es ist besser, sich im sportlichen Wettkampf zu messen, als Krieg gegeneinander zu führen. Ich habe hier in Berlin mit einem Imam und einem Bischof regelmäßige Treffen. Wir wollten eigentlich ein Spiel der WM gemeinsam besuchen, um so für Frieden und Toleranz zu demonstrieren. Aber das hat leider aus Zeitgründen nicht geklappt. Noch einmal: Ich habe absolut kein Problem mit der Fußball-WM. Es gibt nur eine Ausnahme: wenn Spiele am Schabbat stattfinden.
Kirchen bieten besondere WM-Gottesdienste an und öffnen ihre Gotteshäuser für Live-Übertragungen der Spiele. Was sagen Sie dazu?
ehrenberg: Ich sehe das nicht negativ. So lange sich die Menschen zum friedlichen Wettkampf treffen, ist das zu begrüßen. Erst am Dienstagmorgen hatten wir auch Besucher aus den USA beim Morgengottesdienst in unserer Synagoge. Sie sind eigens zur Fußball-WM nach Berlin gekommen.
Spitzenvertreter der beiden großen Kirchen haben zum Auftakt der Fußball-WM Gottes Segen für das Turnier erbeten. Wie lautet Ihre Bracha?
ehrenberg: Daß dieses Turnier mehr Frieden, Toleranz und Respekt füreinander in die Welt bringt, und daß am Ende die beste Mannschaft gewinnt.
Mit dem Vorsitzenden der Orthodoxen
Rabbinerkonferenz Deutschland sprach
Detlef David Kauschke.