Schülertheater

Dialog der Enkel

von Sophie Neuberg

»Opa, was ist mit deinen Eltern passiert?«, fragt am Anfang des Stückes die Enkelin. Opa und Enkelin setzen sich auf eine Bank, und Opa erzählt, was in der Zeit der Naziherrschaft geschah, wie seine eigenen Eltern deportiert wurden, wie er und sein älterer Bruder in einem französischen Waisenhaus gerettet wurden. Teile der Erzählung werden in kurzen Rückblenden dargestellt, dazwischen spielt das Orchester Musik jüdischer Komponisten.
Opa und Enkelin, Schauspieler und Musiker – alle sind sie Schülerinnen und Schüler der Heimschule Lender in Sasbach (Baden-Württemberg) und haben mit ihrem aufwendigen Konzert-Theater-Projekt »Sehen, was war« den zweiten Preis des Victor-Klemperer-Jugendwettbewerbs »Kreativ für Toleranz« 2006 gewonnen.
Die Erzählung basiert auf der wahren Geschichte der jüdischen Brüder Manfred und Heinz Mayer, geboren 1929 beziehungsweise 1932 im badischen Hoffenheim. Ihre Eltern führen ein bescheidenes Leben, die Kinder gehen in den Kindergarten und in die Schule. Oft werden sie von anderen Kindern schikaniert und verprügelt. Vorläufiger Höhepunkt ist der 9. November 1938, als die Nazis die Hoffenheimer Synagoge zerstören und die Wohnung der Familie Mayer verwüsten. Die Familie zieht zu Verwandten, lebt fortan in sehr beengten Verhältnissen. Im Oktober 1940 werden die Mayers zusammen mit allen anderen Hoffenheimer Juden in das französische Gefangenenlager Gurs deportiert. Nach vier Monaten bringt eine jüdische Hilfsorganisation die beiden Brüder in ein Waisenhaus. Diese Entscheidung rettet den Kindern das Leben. Die Eltern kommen in Auschwitz um. Nach dem Krieg, die Brüder sind auf sich gestellt, trennen sich ihre Wege: Manfred geht nach Amerika, Heinz nach Palästina. Aus Manfred Mayer wird Fred Raymes, aus Heinz wird Menachem Mayer.
Wie im Theater-Stück der Heimschule Lender waren es tatsächlich die Fragen der Enkelkinder, die die beiden Brüder dazu bewogen, sich der äußerst schmerzvollen Vergangenheit zu stellen und diese letztlich in Buchform zu veröffentlichen.
Von dem Buch tief beeindruckt, entschieden sich die Lender-Schüler, diese Geschichte für ein Musikprojekt zu verwenden, das sie zum Victor-Klemperer-Jugendwettbewerb einreichten. Mit Erfolg: Im vergangenen Herbst gewannen sie mit ihrem Stück »Sehen, was war« den zweiten Preis und damit eine Reise nach Prag, während die Erstplatzierten nach Israel reisen. Doch schon vor der Preisverleihung hatten die Sasbacher beschlossen, auf jeden Fall zu versuchen, auch nach Israel zu fahren.
Unter Einsatz des Preisgelds und mit Hilfe vieler Sponsoren haben sie es geschafft. Ende Mai fahren die jungen Leute nach Tel Aviv und Jerusalem. Dort werden sie ihr Stück an zwei Schulen in englischer Sprache aufführen und Menachem Mayer persönlich kennenlernen. Der hat das Stück bereits auf DVD gesehen und schrieb den Schülern: »Glückwunsch zum zweiten Platz! Ich meine, Ihr hättet den ersten Platz bekommen sollen.«

frederick raymes und menachem mayer: aus hoffenheim deportiert. der weg zweier jüdischer brüder
Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2005, 14,90 €

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025

Weimar

Historiker Wagner sieht schwindendes Bewusstsein für NS-Verbrechen

Wagner betonte, wie wichtig es sei, sich im Alltag »gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Muslimfeindlichkeit und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« zu engagieren

 07.04.2025

Sachsen-Anhalt

Fünf Stolpersteine in Magdeburg gestohlen

Die Tat soll sich am 1. April ereignet haben

 03.04.2025

Gastbeitrag

Vom Schweigen zum Handeln

Das Bayerische Bündnis für Toleranz ist heterogen. Doch beim Kampf gegen Antisemitismus steht es vereint

von Philipp Hildmann  03.04.2025

New York

UN: Hunderte Kinder seit Scheitern der Waffenruhe in Gaza getötet

Unicef-Exekutivdirektorin fordert die Terrororganisation Hamas und Israel auf, dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und Kinder zu schützen

 01.04.2025