von Alina dain
Wenn Rabbiner Capers C. Funnye nicht Rabbiner wäre, würde er wohl das machen, was seine Frau für ihn gewollt hätte, nämlich gemeinsam mit ihr in einer Agentur für sozial Schwache arbeiten. »Das ist auch eine Liebe von mir«, sagt Funnye.
Aber er ist Rabbiner geworden, Rabbiner von Beth Shalom B‹nai Zaken, der Äthiopisch-Hebräischen Gemeinde in Chicago. Funnye wurde als Nichtjude geboren. Er war auf der Suche, stieß auf das Judentum und verliebte sich in diese Religion. »Alles, was ich darüber gelesen hatte, zeigte mir, dass im Judentum meine religiösen Bedürfnisse am besten erfüllt werden.«
Funnye studierte Hebräische Literatur, Judaistik und Personalführung und wurde 1985 Rabbiner. Seine größte Freude ist es, jungen nichtjüdischen Menschen, die sich für das Judentum interessieren, beim Übertritt zu helfen. Auch aschkenasischen Ehepaaren, die schwarze Kinder adoptieren möchten, bietet er Unterstützung an. Sein größtes Ziel ist, dass alle sich in seiner Synagoge zu Hause fühlen.
Als »Schwarzer« und Jude in Amerika kann Funnye leicht die schwierigen Geschichten beider Gruppen vergleichen. »Wenn man die jüdische Geschichte Europas untersucht, sieht man, wie mit den Juden umgegangen wurde: Sie wurden aus ihrer Heimat vertrieben und gezwungen, in isolierten Gebieten zu leben. Sie haben schreckliche Pogrome erlebt, besonders in Russland. Ich kann eine Parallele zum Ku-Klux-Klan und zu solchen Gruppen ziehen, die versucht haben, Schwarzen in Amerika Angst zu machen«, sagt Funnye.
»Heute ist Amerika viel toleranter als noch vor wenigen Jahren. Vor allem für Jugendliche spielen Rasse und Hautfarbe keine Rolle. Sie denken nicht so, wie damals gedacht wurde«, so Funnye.
Von seinen nichtjüdischen Verwandten erzählt der Rabbiner nicht gern. Dabei stehen zwei von ihnen doch gerade im Rampenlicht. Seine Cousine zweiten Grades ist Michelle Obama, die Ehefrau von Barack Obama, dem Präsidenschaftskandidaten der Demokraten. »Ich beschäftige mich nicht mit Politik, außer, dass ich wählen gehe«, so Funnye. Trotzdem betet er, dass Obama gewinnt, um »den Schritt zu mehr Toleranz und Verständnis zu wagen«. In der Hoffnung, dass Amerika zur Demokratie und Gleichheit der Menschen zurückkehrt.