Regensburg

Der Unermüdliche

Otto Schwerdt ist tot. Er starb am Sonntagmorgen an den Folgen eines Unfalls. Der 84-Jährige stürzte am 27. Dezember im Gemeindehaus so schwer, dass ihn Rettungskräfte mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus der Barmherzigen Brüder einliefern mussten, wo er am frühen Morgen des 30. Dezembers verstarb, ohne noch einmal das Bewusstsein erlangt zu haben.
Seine Vorstandskollegen sind über den plötzlichen Tod des unermüdlich Arbeitenden tief erschüttert. Hans Rosengold, der mit ihm jahrzehntelang im Vorstand zusammengearbeitet hatte, sagte: »Otto Schwerdt ist für uns nicht zu ersetzen.« Schwerdt war die Integrationsfigur, um ihn herum habe sich das gesamte Leben der Gemeinde gerankt. »Er war der einzige Überlebende der Schoa im Regensburger Gemeindevorstand. Er hatte als einziger Regensburger 1948 in Israel gekämpft.«
Die Familie des 1923 in Braunschweig Geborenen wurde im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Nur Schwerdt und sein Vater hatten überlebt. Als 22-Jähriger war Otto Schwerdt aus Theresienstadt befreit worden. Nach dem Krieg holte er in Weiden sein Abitur nach und studierte zwei Semester an der Theologisch-Philosophischen Hochschule in Regensburg. Ab 1948 kämpfte er in der Armee für die Unabhängigkeit des Staates Israel. Im jungen jüdischen Staat heiratete er 1949 seine Frau Gela, die ihm drei Kinder schenkte.
1954 kehrte Otto Schwerdt nach Regensburg zurück, wo er im Geschäft seines Vaters arbeitete. Mit seinem Vorstandskollegen Hans Rosengold prägte Schwerdt jahrzehntelang das Bild der jüdischen Gemeinde. Als Landesausschussvorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und im Rundfunkrat erwarb er sich in ganz Bayern Anerkennung. Wie sehr er nach der Zuwanderung von Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion um Integration bemüht war, zeigt auch die Tatsache, dass er im hohen Alter noch Russisch lernte.
Seine Tochter Mascha Schwerdt-Schneller half ihm, seine traumatischen Jugend-erlebnisse in seinem Buch Als Gott und die Welt schliefen zu verarbeiten. So wurde er am Ende seines Lebens bei Tausenden von Schülern in ganz Deutschland bekannt und beliebt, indem er in unnachahmlicher Art aus seinen Erinnerungen vortrug. Schwerdt ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und des Bayerischen Verdienstordens. Die internationale katholische Organisation der Friedensbewegung, Pax Christi, zeichnete ihn im Juli 2001 mit dem Preis für Zivilcourage aus.
Am 2. Januar wurde Otto Schwerdt im alten jüdischen Friedhof an der Schillerstraße in Regensburg beerdigt. Einen Tag vor seinem Geburtstag. Am 3. Januar wäre er 85 Jahre alt geworden.

Berlin

Bundesregierung begeht Gedenktag für Opfer von Terror

Im Auswärtigen Amt werden dazu Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erwartet

 11.03.2025

München

Mann soll Plagiat wegen Obduktion seiner toten Mutter inszeniert haben

War es ein irrer Racheplan? Ein Mann soll mit der Fälschung eines Buches einem Rechtsmediziner geschadet haben. Seine Verteidigung fordert Freispruch – und auch er selbst äußert sich sehr ausführlich.

 07.03.2025

Hamburg

Wähler lassen AfD rechts liegen, Zeichen stehen auf Rot-Grün

In Hamburg hat Bürgermeister Tschentscher (SPD) weiterhin den Hut auf. Die AfD gewinnt Stimmen hinzu, bleibt aber vergleichsweise schwach

von Markus Klemm, Martin Fischer  03.03.2025

Israel

Tausende Israelis demonstrieren für die Freilassung der Geiseln

Die erste Phase der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas endet ohne eine Vereinbarung über eine Fortsetzung

 02.03.2025

Berlin

Geräuschlose Premiere: Schwarz-Rot sondiert still und leise

Möglichst bis Ostern soll die neue Bundesregierung stehen. Kein Selbstläufer, denn im Wahlkampf gab es viele Verletzungen. Wie problematisch diese sind, zeigt eine Umfrage in der SPD

von Marco Hadem  28.02.2025

Berlin

Entscheidung über Samidoun-Verbot dieses Jahr

Der Verein Samidoun, das Islamische Zentrum Hamburg, »Compact« - das Bundesinnenministerium hatte zuletzt eine Reihe von Vereinsverboten erlassen. Über einige wird demnächst entschieden

 26.02.2025

Berlin

Zentralrat der Muslime verurteilt Attacke am Holocaust-Mahnmal         

Am Freitag wurde ein Mann am Holocaust-Mahnmal in Berlin Opfer einer Messerattacke. Ermittler gehen von einem antisemitischen Hintergrund aus

 24.02.2025

Bundestagswahl

Orban gratuliert Weidel - und nicht Merz  

Ungarns Regierungschef hat AfD-Chefin Weidel kürzlich wie einen Staatsgast empfangen. Sie ist auch diejenige, an die er nach der Wahl in Deutschland seine Glückwünsche richtet

 24.02.2025

Berlin

Jens Spahn: Gespräche über Koalition können sehr schnell beginnen

CDU-Chef und Wahlsieger Merz will bis Ostern eine neue Regierung bilden. Bereits diese Woche soll es erste Gespräche geben

 24.02.2025