Totes Meer

Der Tod des Meeres

von Sabine Brandes

Es ist das tiefstgelegenste und salzhaltigste Gewässer der Erde. Jetzt ist es auch noch das am meisten bedrohte. Langsam aber sicher verschwindet es von der Landkarte. Das Tote Meer stirbt – obwohl nicht ein Fünkchen Leben in ihm ist.
»Der Pegel fällt jedes Jahr um einen Meter«, weiß Gidon Bromberg, Geschäftsführer der Organisation »Friends of the Earth Middle East« (FoEME), die sich dem grenzüberschreitenden Umweltschutz verschrieben hat. »Weil das Wasser aus dem Jordan, dem größten Zufluß, abgezweigt wird, trocknet es nach und nach aus.«
Eingebettet im tiefsten Tal der Erde ist das »Jam Hamelach«, das Salzmeer, wie es auf Hebräisch heißt, zu einem Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt geworden. Doch wenn nicht schnell etwas geschieht, könnte es auch damit schon in drei Jahrzehnten vorbei sein. Indiz für den drohenden Tod sind die vergrößerten Salzflächen und Krater, sogenannte Senklöcher, von denen immer mehr um das Gewässer herum entstehen.
Damit die Weltöffentlichkeit den Blick auf die Gefahr richtet, hat die internationale Umweltstiftung Global Nature Fund (GNF) das Tote Meer jetzt zum »Bedrohten See des Jahres 2006« ernannt. »Das Tote Meer und seine einzigartigen Feuchtgebiete sind von weltweiter Bedeutung«, macht Marion Hammerl, Präsidentin des GNF. »Wir wollen internationale Aufmerksamkeit für den dringend erforderlichen Schutz des weltbekannten Sees erreichen.«
In den vergangenen 35 Jahren ist die Oberfläche um ein Drittel geschrumpft. Bis zum Jahr 2020 wird ein Rückgang des Wasserstands von gegenwärtig 413 Meter unter dem Meeresspiegel auf minus 430 prognostiziert. Der Bau von Dämmen, Reservoirs und Pumpstationen am Jordanfluß hat die natürliche Zufuhr drastisch reduziert. Ein Teil davon wird von den Anrainern zur Trinkwasserversorgung genutzt, überwiegendend aber verbrauche die hochsubventionierte und teilweise ineffiziente Landwirtschaft in der trockenen Region die Wassermassen, erläutert Bromberg.
Umgeben ist das 600 Quadratkilometer große abflußlose Gewässer von Israel, Jordanien und den palästinensischen Gebieten. Eine Kampagne in den drei Anrainergebieten soll die Bevölkerung sensibilisieren, das Tote Meer als Welterbe der UNESCO zu nominieren und dem Jordan weniger Wasser zu entnehmen. Denn der einst imposante Strom ist heute im Sommer ohnehin kaum mehr als ein Rinnsal und zudem stark verschmutzt.
Derzeit besteht das Tote Meer aus zwei Teilen, dem nördlichen und dem südlichen. Dazwischen liegt die Insel Lisan. Die gesamte Wasseroberfläche verkleinerte sich von 1.031 Quadratkilometern im Jahr 1947 auf nur 683 in 1994. Die Größe der Salzpfannen hingegen verzehnfachte sich innerhalb von zwanzig Jahren nahezu.
Zur Rettung des Toten Meeres planen Israel und Jordanien den Bau eines 300 Kilometer langen und fünf Milliarden Dollar teuren Kanals vom Roten Meer. Der Erfolg des Vorhabens ist allerdings aus Sicht von Umweltschützern fraglich. Gefahr besteht dadurch für die Korallenriffe am Golf von Akaba, aus dem das Wasser entnommen werden soll. FoEME führt augenblicklich eine Umweltbewertung des Kanalbaus durch. »Wir sind skeptisch, weil die einzigartige Mineralienmischung dann mit normalem Meereswasser zusammenkommt«, sagt Bromberg. Der Mix aus zehnmal salzhaltigerem Seewasser mit Meerwasser könnte zur großflächigen Gipsbildung im Toten Meer führen. Außerdem vermutet der Umweltexperte, daß das blaue Gewässer eine rötlich-braune Farbe annehmen könnte. Eine bessere Lösung sei es, eine »gute Portion Wasser« wieder aus dem Jordan zu holen. Israels Erfolg, die Wüste fruchtbar zu machen, sei zwar eine große Quelle des Stolzes für das Land, sagt Bromberg. »Es ist eine Frage der Balance. Dieses einzigartige Gewässer zu schützen, muß Priorität haben.

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