»Ein zweiter Terrorist wurde durch die Ex-
plosion des Selbstmordattentäters verletzt und war zu Boden gestürzt. Der Polizist Kobi Mor sah, wie er seinen Arm bewegte, um seinen umgürteten weißen Sprengsatz zu zünden und schoss ihm eine Kugel in den Kopf«. So schilderte ein Augenzeuge in der südisraelischen Stadt Dimona das Ge-
schehen, wo sich am Montag um 10.30 Uhr im alten Einkaufszentrum ein palästinensischer Selbstmordattentäter in die Luft ge-sprengt hatte. Die Zahl der Toten und Verletzten war zunächst unklar. Mindestens zwölf Menschen wurden mit Krankenwagen und Hubschraubern ins Soroka-Krankenhaus nach Beer Schewa abtransportiert. Später hieß es im israelischen Rundfunk, eine Frau sei getötet und 38 Personen zum Teil lebensgefährlich verletzt worden.
Eine Verkäuferin hatte die Explosion gesehen und bemerkt, dass die Terroristen Butangasflaschen bei sich trugen, die je-
doch nicht explodiert seien. Die tödlichen Schüsse des Polizisten Kobi Mor hätten ein noch größeres Blutbad verhindert. Eine Russin erzählte, in Tränen aufgelöst, von dem Anblick neben einem Kleidergeschäft: »So viel Blut und Hirn auf dem Boden – und die Gliedmaßen. Ich bin noch völlig unter Schock.«
»Wir waren nicht überrascht«, sagte ein Polizeisprecher später. Seitdem die Hamas die Grenzbefestigungen zwischen dem Gasastreifen und Ägypten gesprengt hatte und über eine halbe Million Palästinenser in den Sinai geströmt waren, hatte die Polizei in Israel ihre Alarmbereitschaft erhöht. Denn die rund 300 Kilometer lange Grenze in der Wüste zwischen Ägypten und Israel ist nicht befestigt. Viele Beobachtungsstellungen der israelischen Armee sind verwaist. In den vergangenen Tagen haben die Ägypter nach eigenen Angaben mindestens zwölf Palästinenser mit fertigen Sprengstoffjacken im Sinai verhaftet. Sie seien auf dem Weg nach Israel gewesen.
Schon wenige Minuten nach dem An-
schlag bestätigten palästinensische Quellen, dass zwei Kämpfer in Dimona beteiligt gewesen seien. Wenig später übernahmen die El-Aksa-Brigaden der Fatah-Partei und weitere palästinensische Organisationen, darunter die Volksfront zur Befreiung Pa-
lästinas die Verantwortung für den An-
schlag. In Gasa herrschte Jubel über den gelungenen Anschlag. Auf den Straßen wurden Bonbons an Kinder ausgeteilt. Ein Sprecher des palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fayad machte Israel für den Anschlag verantwortlich, wegen der über den Gasastreifen verhängten Blockade.
Es handelte sich um den ersten Selbstmordanschlag seit Januar 2007, als sich ein Palästinenser aus dem Gasastreifen in der Küstenstadt Eilat in die Luft sprengte.
Ulrich W. Sahm
Dimona