Dieter Graumann

»Der Staatsvertrag stärkt uns politisch«

Herr Graumann, der Staatsvertrag zwischen der Bundesregierung und dem Zentralrat der Juden ist ohne viel Aufhebens verlängert worden. Ist das deutsch-jüdische Normalität?
graumann: Das ist mehr. Denn der Staatsvertrag ist ja nicht nur einfach verlängert worden, das wäre noch gar nichts Besonderes gewesen. Vor allem sind die staatlichen Zuwendungen wesentlich erhöht worden! Das mag für die Bundesregierung womöglich ein kleiner Schritt sein, aber für den Zentralrat ist es ein ganz großer. Allerdings wurde uns diese Neudotierung nicht einfach auf einem silbernen Tablett serviert. Wir haben schon ordentlich und leidenschaftlich dafür kämpfen müssen.

Künftig erhält der Zentralrat pro Jahr fünf Millionen Euro als Finanzhilfe. Wofür wird das Geld ausgegeben?
graumann: Verabredet ist, dass der Zentralrat personell und strukturell gestärkt werden soll. Die Anforderungen sind doch viel größer geworden. Wir haben generell zu wenige Mitarbeiter, die zu oft viel zu viel leisten müssen. Hier brauchen wir dringend Verstärkung. Denn wir wollen ja unseren Gemeinden noch mehr Service und Rat bieten. Guter Rat ist nun mal teuer. Und ein guter Zentralrat ist noch ein bisschen teurer – dafür aber auch ganz besonders wertvoll.

Wie werden die Belange der »Liberalen« berücksichtigt?
graumann: Durch die Union Progressiver Juden und das Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam. Zudem ist mit der Bundesregierung vereinbart, dass alle Strömungen im Judentum bedacht werden – über und vom Zentralrat als Dachorganisation.

Ist das als ein politisches Signal zu verstehen?
graumann: Davon bin ich überzeugt. Bundesregierung und Bundestag würdigen damit die Arbeit des Zentralrats und machen deutlich, dass diese Arbeit hoch geschätzt wird. Ich werde mich hüten, dieser Einschätzung zu widersprechen. Der Staatsvertrag stärkt uns aber in erster Linie politisch. Wir haben mehr finanzielle Mittel, um noch mehr dafür zu tun, dass die jüdische Gemeinschaft in Deutschland sich gut entwickeln kann und auch zusammenbleiben wird. Das ist vor allem eine ganz große politische Herausforderung – aber ein wenig mehr Geld würde hier sicher auch nicht schaden.

Mit dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden sprach Christian Böhme.

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 19. Dezember bis zum 2. Januar

 23.12.2024

Debatte

Schweden stoppt Unterstützung von UNRWA

Hintergrund des Schrittes ist die Entscheidung Israels, der UNRWA wegen ihrer Verwirklichung in den palästinensischen Terror jegliche Tätigkeit auf israelischem Territorium zu untersagen

 20.12.2024

Kunst

Leitung der documenta 16 wird heute bekanntgegeben 

Wer wird die nächste documenta kuratieren? Die Findungskommission der für 2027 geplanten Schau will ihre Entscheidung jetzt bekanntgeben

von Nicole Schippers  17.12.2024

Nach Assad-Sturz

Libanesischer Politiker ruft Landsleute zur Rückkehr auf

Im von zahlreichen Krisen geplagten Libanon herrscht neue Zuversicht. Nach den Worten eines wichtigen Politikers ist die Weihnachtsfreude in diesem Jahr gar »doppelt so groß«

 17.12.2024

Berlin

Chanukka-Basar in der Synagoge Pestalozzistraße: Kuchen, koscherer Glühwein und ein Bühnenprogramm

Am Sonntag findet der Basar im Innenhof der Synagoge statt. Es gibt ein vielfältiges Bühnenprogramm. Auch die »The Swinging Hermlins« werden auftreten

von Christine Schmitt  13.12.2024

Thüringen

Mario Voigt mit Stimmen der Linken zum Ministerpräsident gewählt

Der CDU-Politiker brauchte nur einen Wahlgang

 12.12.2024

Antisemitismus

RIAS: AfD ist eine Gefahr für Juden in Deutschland

Die Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus präsentierte auch neue Zahlen zu antisemitischen Vorfällen

 11.12.2024

Amsterdam

Nach antisemitischer Hetzjagd: Haftstrafen für drei Angeklagte gefordert

Einen Monat nach den Übergriffen stehen nun sieben Menschen vor Gericht

 11.12.2024

Brandenburg

Antisemitismusbeauftragter fordert Priorisierung der Bildungsarbeit

Auch die Sicherheit jüdischer Einrichtungen und Menschen müsse gewährleistet werden, sagte Büttner

 10.12.2024