von Miryam Gümbel
Im Mai feierte Rabbiner Steven Langnas seinen 50. Geburtstag, Anlaß für einen Rückblick, vor allem auf seine Münchner Jahre. Am 1. Juli 1998 kam er mit seiner Frau Monica und den drei Kindern David, Rachel und Naomi nach München und wurde Gemeinderabbiner in der Reichenbachstraße. Zuvor hatte er acht Jahre als Lehrer, Assistenz-Rabbiner und zweiter Kantor in Basel gearbeitet.
Beide Gemeinden sind Einheitsgemeinden und sehr orthodox geprägt. Und beide bieten Dienstleistungen von der Wiege bis zur Bahre. Für den Amerikaner Langnas war das nicht selbstverständlich.
Am 19. Mai 1956 in Philadelphia geboren, absolvierte Langnas dort die Highschool und studierte anschließend an der Yeshiva University in New York. Bereits mit neun Jahren stand für ihn fest: Er wollte Rabbiner werden. »Ich habe das Judentum immer geliebt und wollte anderen helfen, es ebenfalls zu lieben.« Mit dem Umzug nach München lernte Rabbiner Langnas schnell wesentliche Unterschiede zur Basler Gemeinde kennen: Die Münchner Gemeinde war von Holocaust-Überlebenden wieder aufgebaut worden. Zudem hat sie viele russischsprachige Mitglieder.
Als Schüler in der Tradition des Frankfurter Rabbiners Samson Raphael Hirsch (1808-1888) kapitulierte Rabbiner Langnas nicht. Er wollte den Münchnern der zweiten Generation und den Zuwanderern zeigen, daß Orthodoxie und weltliches Leben kein Widersrpruch sein müssen. Das kurz nach seiner Ankunft mit Unterstützung der Leiterin des IKG-Kulturzentrums Ellen Presser und Professor Michael Brenner ins Leben gerufene Jüdische Lehrhaus ist ihm dabei eine große Hilfe.
Beharrlich setzt Langnas sein Bemühen fort, Brücken zwischen dem Leben innerhalb und außerhalb der Synagoge zu schlagen. Die Gottesdienste gestaltet er »benutzerfreundlicher«: Es gibt Siddurim mit rus- sischer und deutscher Übersetzung, zusätzlich mit Lautschrift der hebräischen Texte. Ein Synagogen-Chor wurde gegründet. Für die Lieder sucht er einfache Melodien, damit alle mitsingen können.
Konsequent ist Rabbiner Langnas auch in seinem Bemühen um Kaschrut. Er dringt nicht nur bei allen jüdischen Veranstaltungen auf koscheres Essen, sondern er bemüht sich auch bei lokalen Herstellern um koschere Produkte. Sein Erfolg bei der Pfister-Bäckerei ist ein Schritt auf diesem Weg.
Was hat ihn in den Jahren in München besonders gefreut? Zwei Dinge fallen ihm spontan ein: Das Chanukka-Konzert, bei dem alle Altersgruppen und Kreise der Kultusgemeinde vertreten waren. Und der Gottesdienst zu Rosch Haschana im vergangenen Herbst. Beim Utane-Takev-
Gebet war es so still, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Für den Rabbiner, der Andacht auch mit Ruhe verbindet, war das etwas ganz Besonderes: »Wenn du etwas versucht hast zu erreichen«, so seine Gedanken damals, »dann hat dir der liebe Gott hier dabei geholfen.«