Heinz Liepman

Der Heimkehrer

von Frank Keil-Behrens

Er engagierte sich mit Hans Henny Jahnn für ein modernes, aufklärerisches Theater, arbeitete als Dramaturg an den Hamburger Kammerspielen, veröffentlichte Bücher zusammen mit Heinrich Mann und Max Brod. Nun ist in seiner Geburtsstadt Hamburg erstmalig eine Ausstellung zu sehen, die das Werk und Schaffen des Schriftstellers, Journalisten und Literaturagenten Heinz Liepman (1905-1966) würdigt. Erzählt wird noch einmal die Geschichte von der Vertreibung jüdischen geistigen Lebens aus Deutschland: Liepmans hochgelobtes erstes Theaterstück Columbus 1932 wird von der Nazipresse geschmäht, sein zweites Stück kann nur noch unter Pseudonym aufgeführt werden. Im Sommer 1933 flüchtet Liepman in die Niederlande, dann nach Paris; später gelingt ihm die Emigration in die USA.
Als Nazideutschland besiegt ist, gehört Liepman zu den wenigen Rückkehrern. Mit seiner Frau Ruth gründet er in Hamburg 1949 die heute in Zürich ansässige legendäre Literaturagentur »Liepman AG«. Die Rechte für die deutschen Ausgaben der Romane von J. D. Salinger, James Baldwin oder des kürzlich verstorbenen Norman Mailer bringt er aus den USA mit. Auch journalistisch ist Liepman emsig tätig. Er arbeitet für den Rundfunk, für Tages- und Wochenzeitungen; dazu kommen weitere Romane. Seine Artikelsammlung »Ein deutscher Jude denkt über Deutschland nach« wird offizielle Hamburger Schullektüre. Alfred Andersch gehört bald ebenso zu seinen Freunden wie Erich Maria Remarque oder Günther Weißenborn. Doch 1961 siedelt Liepman in die Schweiz über, auch wegen der wachsenden antisemitischen Stimmung in der Bundesrepublik. In Zürich stirbt er fünf Jahre später, keine 61 Jahre alt.
Präsentiert wird dieses Leben und Schaffen mittels eines luftigen Parcours aus mannshohen Stelltafeln und bedruckten Stelen, auf denen private Fotos ebenso zu sehen sind wie Briefauszüge und Zitate aus Liepmans Büchern, Aufsätzen und Artikeln. Nicht unwichtig ist der Ausstellungsort: Der Leo-Lippmann-Saal der Hamburger Finanzbehörde, benannt nach dem Hamburger Staatsrat Leo Lippmann, der sich im Juni 1943 kurz vor der Deportation nach Theresienstadt mit seiner Frau das Leben nahm.
Gefördert wird die Ausstellung von der »Zeit-Stiftung« und der »Herbert-und-Elsbeth-Weichmann-Stiftung« sowie durch zwei private Geldgeber. Nur von der Hamburger Kulturbehörde gab es keinen Cent an Unterstützung. Um die Schau in Heinz Liepmans Geburtsstadt überhaupt zeigen zu können, hat Ausstellungsmacher Wilfried Weinke in die eigene Tasche gegriffen und bezahlt die Saalmiete selbst. »Ich will nicht gleich wieder von einem Skandal sprechen, aber das ist für eine Stadt wie Hamburg beschämend«, sagt er.

»Heinz Liepman – Schriftsteller, Journalist, Emigrant, Remigrant«. Bis 30. November in der Finanzbehörde Hamburg, Gänsemarkt 36

Debatte

Schweden stoppt Unterstützung von UNRWA

Hintergrund des Schrittes ist die Entscheidung Israels, der UNRWA wegen ihrer Verwirklichung in den palästinensischen Terror jegliche Tätigkeit auf israelischem Territorium zu untersagen

 20.12.2024

Kunst

Leitung der documenta 16 wird heute bekanntgegeben 

Wer wird die nächste documenta kuratieren? Die Findungskommission der für 2027 geplanten Schau will ihre Entscheidung jetzt bekanntgeben

von Nicole Schippers  17.12.2024

Nach Assad-Sturz

Libanesischer Politiker ruft Landsleute zur Rückkehr auf

Im von zahlreichen Krisen geplagten Libanon herrscht neue Zuversicht. Nach den Worten eines wichtigen Politikers ist die Weihnachtsfreude in diesem Jahr gar »doppelt so groß«

 17.12.2024

Berlin

Chanukka-Basar in der Synagoge Pestalozzistraße: Kuchen, koscherer Glühwein und ein Bühnenprogramm

Am Sonntag findet der Basar im Innenhof der Synagoge statt. Es gibt ein vielfältiges Bühnenprogramm. Auch die »The Swinging Hermlins« werden auftreten

von Christine Schmitt  13.12.2024

Thüringen

Mario Voigt mit Stimmen der Linken zum Ministerpräsident gewählt

Der CDU-Politiker brauchte nur einen Wahlgang

 12.12.2024

Antisemitismus

RIAS: AfD ist eine Gefahr für Juden in Deutschland

Die Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus präsentierte auch neue Zahlen zu antisemitischen Vorfällen

 11.12.2024

Amsterdam

Nach antisemitischer Hetzjagd: Haftstrafen für drei Angeklagte gefordert

Einen Monat nach den Übergriffen stehen nun sieben Menschen vor Gericht

 11.12.2024

Brandenburg

Antisemitismusbeauftragter fordert Priorisierung der Bildungsarbeit

Auch die Sicherheit jüdischer Einrichtungen und Menschen müsse gewährleistet werden, sagte Büttner

 10.12.2024

Berlin

Nach dem Sturz von Assad: Wie geht es nun weiter für die syrischen Flüchtlinge in Deutschland?

von Anne-Béatrice Clasmann  09.12.2024