marc levy

Der französische Simmel

Marc Levy ist eigentlich ein ausgesprochen umgänglicher Gesprächspartner. Stellt man ihm jedoch die Frage, ob es ihm etwas ausmache, dass die Literaturkritik seine Romane konsequent ignoriert, reagiert er ungehalten. »Die sogenannten Intellektuellen sind Idioten«, sagt der in New York lebende französische Bestsellerautor aufgebracht. »Ich weiß selbst, dass ich nicht der neue Marcel Proust bin. Aber auch ich mache viele Menschen mit meinen Büchern glücklich. Das sollten die Herren vom Feuilleton niemals vergessen.« Nach einigen Sekunden des Schweigens lächelt Levy dann schon wieder versöhnlich und sagt, dass er sich manchmal vorkomme wie der Anfang des Jahres verstorbene Erfolgsschriftsteller Johannes Mario Simmel. Auch der wurde von der Kritik geschmäht, während eine riesige Leserschaft ihn geradezu verehrte.

millionenauflagen Der Vergleich mit Simmel liegt durchaus nahe. Wie dieser veröffentlicht Levy mit geradezu unheimlicher Regelmäßigkeit einen Bestseller nach dem anderen. Nicht nur in Frankreich, auch in England, den USA, Asien und Deutschland stehen seine Liebesschmöker auf Spitzenplätzen in den Büchercharts. Mittlerweile liegt die Gesamtauflage seiner Werke bei mehr als 17 Millionen verkauften Exemplaren. Dass er dessen ungeachtet in den Literaturbeilagen allenfalls als ein Beispiel für niveaulose Unterhaltungsliteratur erwähnt wird, »daran habe ich mich bis heute nicht gewöhnt«. Umso mehr freut sich der 1961 in Boulogne-Billancourt geborene Verlegersohn über die zahlreichen Zuschriften seiner Leser. »Viele bedanken sich bei mir dafür, dass meine Bücher sie aufmuntern, wenn es ihnen schlecht geht.« Levy möchte den Lesern, so versteht er seinen Auftrag als Schriftsteller, eine Auszeit vom Alltag schenken. Aber die Leser helfen auch ihm. Immer wenn er eine Schreibblockade hat, alles in Frage stellt und mit der Schriftstellerei am liebsten aufhören möchte, wirft er einen Blick in seine Mailbox. »Dann weiß ich wieder, warum ich mich jeden Tag an den Schreibtisch setze und mir Geschichten ausdenke.«

spät berufen Dass er einmal Autor werden würde, daran hatte Levy, bis er fast vierzig Jahre alt war, nie auch nur einen Gedanken verschwendet. Der gelernte Baumeister betrieb mit zwei Freunden ein Architekturbüro in Paris. Trotz großer Erfolge aber begann ihn seine Arbeit immer mehr zu langweilen. »Mir hatte in all den Jahren etwas gefehlt. Ich wollte in gewisser Weise etwas Bleibendes schaffen.« 1998 entstand, hauptsächlich an arbeitsfreien Wochenenden, Levys erster Roman. Seine Schwester Lorraine, eine Filmregisseurin, machte ihm Mut, das Manuskript einem Verlag zu schicken. Nur acht Tage später kam der Anruf des Verlegers, der das Buch nur zu gerne veröffentlichen wollte. Unter dem Titel Solange du da bist wurde der Debütroman millionenfach verkauft und 2005 mit Reese Witherspoon und Mark Ruffalo in den Hauptrollen verfilmt. Solange du da bist erzählt die Geschichte eines Mannes, der in seinem Badezimmerschrank den Geist einer Komapatientin vorfindet und sich Hals über Kopf in die Kranke verliebt. Wie alle Bücher von Levy weist auch dieser Roman nur selten vielschichtige erzählerische Einfälle auf. Im Mittelpunkt aller seiner Geschichten stehen stets zwei Liebende, die erst nach allerlei Schwierigkeiten zueinanderfinden. »Das ist es, was seine Leser so sehr an Marcs Büchern lieben«, weiß Levys deutscher Agent. »Seine Romane haben einen unglaublich hohen Wieder-erkennungswert.«

cécilia sarkozy Bis heute, sagt Marc Levy, habe er es nicht bereut, Schriftsteller geworden zu sein. Das Einzige, was ihn als Autor störe, sei, auf Lesereisen die immer gleichen Fragen beantworten zu müssen. Vor allem belustigt es ihn, dass er seit drei Jahren überall danach gefragt wird, ob er dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy tatsächlich die Frau ausgespannt hat, wie zahlreiche Medien damals zu berichten wussten. »Ich sollte es auf Band aufnehmen und es jedem Journalisten vor dem Interview vorspielen: Ich hatte keinen Sex mit Cécilia Sarkozy«, sagt der Autor lachend und lehnt sich in seinem Stuhl zurück.
Im November kommt eine weitere Verfilmung eines seiner Bücher in die Kinos: Wenn wir zusammen sind. Regisseurin ist Marcs Schwester Lorraine. Die beiden werden den Film in Berlin präsentieren. Wahrscheinlich wird Levy auch dann wieder genervt werden von Fragen über sein Verhältnis zur Literaturkritik – oder zu Cécilia Sarkozy.

Bund-Länder-Kommission

Antisemitismusbeauftragte fürchten um Finanzierung von Projekten

Weil durch den Bruch der Ampel-Koalition im vergangenen Jahr kein Haushalt mehr beschlossen wurde, gilt für 2025 zunächst eine vorläufige Haushaltsplanung

 12.02.2025

Österreich

Koalitionsgespräche gescheitert - doch kein Kanzler Kickl?

Der FPÖ-Chef hat Bundespräsident Van der Bellen über das Scheitern der Gespräche informiert

 12.02.2025

Sport

Bayern-Torwart Daniel Peretz trainiert wieder

Der Fußballer arbeitet beim FC Bayern nach seiner Verletzung am Comeback

 09.02.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  05.02.2025

USA/Israel

Trump empfängt Netanjahu im Weißen Haus

Als erster ausländischer Staatsgast in Trumps zweiter Amtszeit kommt der israelische Regierungschef nach Washington. In dem Republikaner hat der israelische Besucher einen wohlwollenden Unterstützer gefunden

 04.02.2025

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025

Berlin

Kreise: Union will Gesetz doch zur Abstimmung stellen

Hinter verschlossenen Türen wurde in den Unionsparteien viel über das »Zustrombegrenzungsgesetz« gesprochen. Nun gibt es laut Teilnehmern eine Entscheidung

 31.01.2025

Leer (Ostfriesland)

Schoa-Überlebender Weinberg will mit Steinmeier sprechen

Nach seiner Ankündigung, das Bundesverdienstkreuz abzugeben, hat der fast 100-jährige Zeitzeuge ein Gesprächsangebot des Bundespräsidenten angenommen

 31.01.2025

Kommentar

Der stumme Schrei der Arbel Yehoud

Die Israelin wurde am Donnerstag von den Hamas-Terroristen endlich freigelassen. Die junge Frau muss unvorstellbare Qualen ausgestanden haben

von Nicole Dreyfus  31.01.2025