Teva

Der Dreh mit den Pillen

von Ralf Balke

»Nichts auf der Welt wird Generika stoppen können«, so Israel Makov, der kürzlich in den Ruhestand entlassene Vorstandsvorsitzende von Teva. Eigentlich hätte er auch sagen können, dass nichts auf der Welt Israels Pharmagiganten stoppen kann, denn seit Jahren befindet sich das Unternehmen auf rasantem Wachstumskurs. So verzeichnete Teva in den vergangenen fünf Jahren ein Umsatzplus von 31,5 Prozent auf 8,41 Milliarden US-Dollar und erwirtschaftete einen Nettogewinn von 55 Millionen US-Dollar. Alles gute Gründe, warum das US-Wirtschaftsmagazin Forbes jüngst in seinem Ranking der »Globalen Superstars« Teva als eines der fünf weltweit wichtigsten Pharma- und Biotech-Unternehmen aufnahm.
Das Erfolgsrezept von Teva lautet: Die Produktion und Vermarktung von Generika-Produkten, also Medikamenten, deren Patentschutz abgelaufen ist und die deshalb ganz legal kopiert werden dürfen. Der Vorteil: Es fallen keine großen Entwicklungskosten an und die Nachahmerpräparate können so zu deutlich niedrigeren Preisen angeboten werden als die Originale. In Zeiten klammer Kassen im Gesundheitswesen ist das ein äußerst lukratives Geschäft. Die Krankenversicherungen müssen sparen, und auch die Patienten achten immer öfter auf den Preis. Da schlägt die Stunde der billigeren Generika. Laut dem Finanznachrichtendienst Bloomberg wird das weltweite Marktvolumen für diese Nachahmermedikamente im Jahre 2010 rund 100 Milliarden Dollar betragen. Und Teva möchte von diesem Kuchen ein besonders großes Stück abhaben.
Dabei hat alles einmal ganz klein angefangen. Schon 1901 wurde Teva als Pharma-Handelsgeschäft in Jerusalem gegründet und hieß nach seinen Gründern »Salomon, Levin and Elstein Ltd«. Auf Eseln und Kamelen wurden damals die Medikamente im wilden Palästina der Pioniertage zum Kunden gekarrt. Mit der Einwanderung in den dreißiger und vierziger Jahren vergrößerte sich nicht nur der Klientenkreis. Unter den Flüchtlingen aus Europa waren auch zahlreiche ausgebildete Mediziner und Pharmazeuten, sodass man dazu überging, Medikamente selbst herzustellen. 1951 war Teva eines der ersten Unternehmen, das an der Tel Aviver Börse gelistet wurde. In den sechziger Jahren kam es dann zu Kooperationen mit Assia und Zori, zwei weiteren Pharmaherstellern, und 1976 verschmolz man mit diesen zur Teva Pharmaceutical Industries Ltd. mit Firmensitz in Petach Tikva. Weitere Zukäufe, beispielsweise die Übernahme des US-Konkurrenten Ivax im Jahre 2005 und last but not least die Zulassung einer Teva-Fabrik in Kfar Saba durch die US-Gesundheitsbehörde FDA sorgten dafür, dass Teva zu dem wurde, was es heute ist: der weltgrößte Produzent von Generika-Medikamenten. In 38 Produktionsstätten in Israel, den USA, Europa und Lateinamerika beschäftigt Teva mittlerweile 26.000 Mitarbeiter.
Nur in Deutschland hat Teva noch nicht allzu viel zu melden. Mit einem Jahresumsatz von 170 Millionen Euro rangiert Teva hierzulande mit einen Marktanteil von gerade einmal einem Prozent bei den Generika-Produkten unter »ferner liefen«. Das kann sich aber bald ändern. Zum einen durch den Kauf deutscher Hersteller. So zeigten die Israelis großes Interesse an der Generika-Sparte des Darmstädter Pharmaproduzenten Merck KGaA. 6.1 Milliarden US-Dollar soll Presseberichten zufolge das letzte Angebot aus Petach Tikva gelautet haben. Doch dann machte Mitte Mai das US-Unternehmen Mylan Laboratories nach monatelangen Verhandlungen das Rennen. Zum anderen hat Teva vor wenigen Monaten Rabattverträge mit der AOK geschlossen, um auf dem zweitgrößten Generika-Markt der Welt endlich Flagge zeigen zu können. Es gilt, sich neben den Platzhirschen Hexal, Ratiopharm und Stada, die rund 60 Prozent des Geschäftes mit Nachahmerpräparaten bestreiten, in den Apothekenregalen besser zu positionieren. »Über Rabattverträge sind erstmals die Kassen statt der Ärzte die Verhandlungspartner von uns Herstellern«, so Teva-Deutschlandchef Michael Ewers gegenüber dem Handelsblatt. »Das wird am Thron der großen Drei rütteln.« Langfristig hofft Teva, seinen Marktanteil auf drei Prozent zu steigern – ein ehrgeiziges Ziel, aber durchaus realistisch, meinen Experten. Denn durch die Rabattverträge können die Kassen ordentlich sparen, und Teva kann sich so besser ins Gespräch bringen.
Aber auch in Israel deuten alle Zeichen auf eine weitere Expansion. In Jerusalem, wo Arbeitsplätze oft Mangelware sind, rekrutierte Teva unlängst 200 neue Mitarbeiter und investierte 100 Millionen Dollar in den Ausbau seiner neuen Fabrik. Ab 2008 sollen dort Arzneimittel mit einem Gesamtwert von 700 Millionen Dollar produziert und exportiert werden. Doch Teva kann mehr als nur kopieren: Mit Copaxone, einer Eigenentwicklung zur Behandlung von Multipler Sklerose, landete das Unternehmen in den USA einen großen Erfolg.

Berlin

Polizei-Bilanz: 6241 Straftaten auf israelfeindlichen Demos

Dazu wurden 3373 Tatverdächtige ermittelt

 15.11.2024

Nahost

USA legen Vorschlag für Waffenruhe im Libanon vor

Die Lage am Freitagmorgen

 15.11.2024

Heidelberg

Sie planten Anschlag auf Synagoge: Drei Männer vor Gericht

Die jungen Männer planten außerdem einen Anschlag auf eine jüdische Einrichtung in Frankfurt am Main

 14.11.2024

New York

Sotheby’s will 1500 Jahre alte Steintafel mit den Zehn Geboten versteigern

Mit welcher Summe rechnet das Auktionshaus?

 14.11.2024

Bundestag

Antrag für AfD-Verbot eingebracht

Der CDU-Abgeordnete Marco Wanderwitz wirbt seit Langem für einen solchen Schritt

 13.11.2024

Nahost

Raketenangriff der Hisbollah: Zwei Tote in Naharija

Die Lage am Mittwoch

 13.11.2024

Berlin

Vorgezogene Wahl verzögert Neubewertung der AfD

Die angekündigte Neubewertung der Partei soll erst im kommenden Jahr abgeschlossen werden

 13.11.2024

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Novemberpogrome

Die Namen von 55.696 von den Nazis ermordeten Berliner Juden werden vorgelesen

 12.11.2024

München

Durchsuchungen wegen antisemitischer Straftaten

Zentralrat der Juden: Der bundesweite Aktionstag des Bayerischen Landeskriminalamts zeigt exemplarisch, was es für Möglichkeiten gibt, um für antisemitische Straftaten zu sensibilisieren

 12.11.2024