In der vergangenen Woche wirkte ich als Protagonistin an einem Theaterprojekt mit, in dem es um Versammlungen geht. Welch eine Ironie, denn in meinem Geburtsland Iran wird in diesen Tagen jede Versammlung von der Islamischen Republik gewaltsam bekämpft.
Seit am 16. September die junge Kurdin Mahsa Zhina Amini von der Sittenpolizei in Teheran brutal ermordet wurde, gibt es Proteste und Demonstrationen, die nicht nur das ganze Land, sondern auch alle Teile der Gesellschaft eingenommen und vereint haben.
point of no return Meine Überzeugung: Der Damm ist gebrochen, ein Point of no Return erreicht, und das Ende der Islamischen Republik ist eingeläutet worden. Die Menschen auf den Straßen des Iran werden ihre Forderungen nicht mehr aufgeben. Die Parolen sind eindeutig, die protestierenden Massen zu überwältigend, und die Entschlossenheit ist zu eisern.
Neben den vielen wirklich bedrückenden Szenen, die mich erreichen, ist es vor allem der Mut der jungen Menschen, allen voran Mädchen und Frauen, der meine Zuversicht nährt.
Neben den vielen wirklich bedrückenden Szenen, die mich erreichen, ist es vor allem der Mut der jungen Menschen, allen voran Mädchen und Frauen, der meine Zuversicht nährt. Was die aktuellen Videos aus dem Iran derzeit zeigen, sind in erster Linie junge Mädchen und Schülerinnen, die keine Angst mehr kennen oder aber sie überwunden haben.
dynamik Sie zeigen Menschen, die auf den Straßen bewaffnete Sicherheitskräfte direkt konfrontieren und nicht selten in die Flucht schlagen. Im Kern handelt es sich dabei um eine feministische Dynamik, die mittlerweile von Männern und allen ethnischen und sozialen Gruppen unterstützt wird.
Und Deutschland? Hier fehlt es weitgehend an der nötigen Solidarität, besonders wenn wir auf unsere politischen Eliten schauen. Denn nicht nur meine nächsten Bekannten, auch die wichtigsten iranischen Streiter für Menschenrechte im Land selbst fordern schon seit Längerem, dass der Westen – und damit besonders auch Deutschland als wichtigster europäischer Handelspartner – alle Beziehungen, Verhandlungen und laufenden Projekte mit der Islamischen Republik aussetzt.
Die Autorin ist Journalistin beim Bayerischen Rundfunk.