»Er kommt zu jeder Premiere«, sagt Michail Kortschagin, der künstlerische Leiter des jüdischen Theaters »Mechaje« über Landesrabbiner William Wolff. Er könne und wolle bei Einladungen nicht Nein sagen. Die Arbeit des Rabbiners wird nicht nur in den beiden jüdischen Gemeinden Schwerin und Rostock gelobt, auch darüber hinaus wird er hoch geschätzt. Sein Wort und seine Meinung sind in Schulen ebenso gefragt wie in Kirchen, bei Vorträgen und in politischen Diskussionen.
Am 13. Februar hat William Wolff seinen 80. Geburtstag gefeiert. Ihre Wünsche zur Gesundheit verbinden viele Gemeindemitglieder und nicht jüdische Weggefährten mit der Hoffnung, dass ihnen der Rabbiner noch lange erhalten bleibt.
Juri Rosow, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Rostock, spricht von William Wolff als einem Mann, der ihn immer wieder überrascht. »Obwohl schon 80 Jahre alt, ist er vor allem im Denken jung geblieben.« Janina Kirchner übersetzt bei den Gottesdiensten Wolffs Gebete ins Russische. Sie arbeite gern mit dem Rabbiner zusammen, betont sie. Sie wisse, dass auch er froh ist, »wenn wir ihm bei Vorbereitungen helfen können«. Jeder seiner Sätze gehe tief in die Seele, sagt Stella Kostowa, die Wolffs Artikel für die Gemeindezeitung in Rostock übersetzt. »Ich muss immer genau überlegen, wie ich seine Aussagen übertrage. Und er ist so bescheiden.«
Mit dieser Bescheidenheit und seinem ansteckendem Lachen hat Wolff in den vergangenen fünf Jahren, seitdem er das Amt des Landesrabbiners von Mecklenburg-Vorpommern ausübt, fast jeden seiner Gesprächspartner überzeugt. »Er möge seine offene Fröhlichkeit, mit der er den Menschen begegnet, noch lange behalten«, wünscht Ulrich Hojczyk, im Kultusministerium des Landes für die jüdischen Gemeinden zuständig. Der Vorsitzende des Fördervereins für das neue jüdische Gemeindezentrum in Schwerin, Stadtpräsident Armin Jäger, nennt William Wolff »sehr ausgleichend und versöhnend«. Beim jährlichen Pogromnachtsgedenken am 9. November weise Wolff stets darauf hin, »dass die Deutschen in der dunklen Zeit nicht alle nur Verbrecher waren«. Das mache Mut, die heutigen Herausforderungen anzunehmen.
Bei einer solchen Gedenkfeier wurde William Wolff 1997 erstmals einer breiteren Öffentlichkeit in Deutschland bekannt. Auf Einladung der Schweriner und der Rostocker Gemeinde hatte der damals noch in England wirkende Rabbiner in Mecklenburg die Gedenkveranstaltung mitgestaltet. Seitdem ist der Kontakt zu ihm nicht mehr abgerissen. 2002 konnte ihm die Stelle des Landesrabbiners angeboten werden.
Mit seiner offenen, freundlichen, unkomplizierten Art überzeugt William Wolff Juden wie Nichtjuden. Im vergangenen Jahr erhielt der 1927 in Berlin Geborene die Ehrendoktorwürde der Greifswalder Universität und den Siemerling-Sozialpreis. Ein gesellschaftliches Leben ohne ihn mag sich in dem nördlichen Bundesland keiner vorstellen. »Für mich ist er der beste Rabbiner in Deutschland«, sagt der Vorsitzende des Landesverbandes, Igor Jesernitzki. Sein Stellvertreter Valerie Bunimov ergänzt: »Unser Rabbiner muss noch mindestens zehn Jahre bei uns bleiben. Dafür wünschen wir ihm Gesundheit.« Axel Seitz
William Wolff