Auschwitz

Dein Name sei deutsch

von Oliver Hinz

Schon lange sind es die Polen leid, daß viele Medien das deutsche Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ein polnisches KZ nennen. Auch im Parlament, dem Sejm, beklagen sich Politiker regelmäßig über den gedankenlosen oder absichtlichen Gebrauch der falschen Bezeichnung. »Sie verwischt die Wahrheit über die Verursacher der Verbrechen und verleumdet unser Volk«, betonte im Januar 2005 der damalige Außenminister Adam Rotfeld in seiner Regie- rungserklärung.
Rotfeld, dessen jüdische Eltern von den Nazis ermordet wurden, wies weltweit die polnischen Botschaften an, bei den verantwortlichen Redaktionen gegen die Verwendung des Begriffs »polnisches Todeslager« zu intervenieren. Mit geringem Erfolg. Die Fehlerserie riß nicht ab. Auch manche deutsche Medien setzen vor Auschwitz und andere im Nachbarland gelegene Konzentrationslager immer wieder »polnisch« zu.
Im März ging die polnische Regierung einen Schritt weiter. Vizekulturminister Tomasz Merta beantragte bei der Weltkulturorganisation UNESCO den Zusatz »Nazi-deutsch« für den offiziellen Namen des größten ehemaligen Vernichtungslagers. Bisher führt es die UNESCO als Konzentrationslager Auschwitz auf der Welterbeliste, in die es 1979 auf Antrag Polens aufgenommen wurde. Die Umbenennung in »Ehemaliges Nazi-deutsches Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau« kritisierte allerdings der stellvertretende Generalsekretär des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Maram Stern. Auf der Website des Weltkongresses warf er Polen vor, die Geschichte umschreiben zu wollen, und hielt dagegen: »Auch wenn das Lager von Nazi-Deutschland gebaut und betrieben wurde, so wußten doch alle in der Region von seiner Existenz, und Polen aus dem Nachbarort wurden zur Arbeit rekrutiert.«
Sterns Worte führten zu einer Protestwelle in Polen und zu Kritik von anderen jüdischen Organisationen. Der WJC reagierte und tilgte Sterns Stellungnahme ganz von seiner Website. »Fehl am Platz« nannte sie auch der Historiker Israel Gutman. Er ist einer der Überlebenden des Vernichtungslagers und einer der stellvertretenden Vorsitzenden des Internationalen Auschwitz-Rates, der die polnische Regierung berät. Auch Piotr Kadlcik, der Präsident des Verbandes der acht Jüdischen Gemeinden in Polen, unterstützt die Namensergänzung für das Vernichtungslager: »Damit werden die Fehler mißbilligt. Es ist falsch, die Bürger von Oswiecim für die deutschen Verbrechen verantwortlich zu machen.« Am treffendsten findet er jedoch den Zusatz »deutsch« und nicht, wie beantragt, »Nazi-deutsch«. Die polnische Umbenennungsinitaitive befürworten auch die israelische Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem und Schewach Weiss, ehemaliger israelischer Botschafter in Warschau und früherer Präsident der Knesset.
Letztlich wird das Welterbe-Kommittee der UNESCO über den polnischen Antrag entscheiden. Er steht auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung im Juli in Litauen. Zu den 21 in dem Gremium vertretenen Ländern gehören derzeit Israel und die USA. Polen und Deutschland sind nicht darunter. Die UNESCO informierte dennoch die Bundesregierung über den Antrag, ohne eine förmliche Antwort zu bekommen. Berlin hat indes nichts gegen die Ergänzung einzuwenden. Das Auswärtige Amt äußert Verständnis für den polnischen Wunsch nach Umbenennung.
Gar nichts von der polnischen Initiative hält jedoch Marek Edelman, der letzte überlebende Anführer des Aufstandes im Warschauer Ghetto: »Jeder wußte, daß Deutsche es gebaut haben.« Auch den Vorwurf an Polen, es sei für das Vernichtungslager mitverantwortlich gewesen, wies er entschieden zurück: »Die ersten Häftlinge, die dort ankamen, waren Polen, und sie haben das Lager gebaut, aber doch nicht freiwillig.« Sein Fazit lautet: »Ein Unsinn provoziert den nächsten, und es wird ein Konflikt geschaffen, den es gar nicht gibt.«

München

Mann soll Plagiat wegen Obduktion seiner toten Mutter inszeniert haben

War es ein irrer Racheplan? Ein Mann soll mit der Fälschung eines Buches einem Rechtsmediziner geschadet haben. Seine Verteidigung fordert Freispruch – und auch er selbst äußert sich sehr ausführlich.

 07.03.2025

Hamburg

Wähler lassen AfD rechts liegen, Zeichen stehen auf Rot-Grün

In Hamburg hat Bürgermeister Tschentscher (SPD) weiterhin den Hut auf. Die AfD gewinnt Stimmen hinzu, bleibt aber vergleichsweise schwach

von Markus Klemm, Martin Fischer  03.03.2025

Israel

Tausende Israelis demonstrieren für die Freilassung der Geiseln

Die erste Phase der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas endet ohne eine Vereinbarung über eine Fortsetzung

 02.03.2025

Berlin

Geräuschlose Premiere: Schwarz-Rot sondiert still und leise

Möglichst bis Ostern soll die neue Bundesregierung stehen. Kein Selbstläufer, denn im Wahlkampf gab es viele Verletzungen. Wie problematisch diese sind, zeigt eine Umfrage in der SPD

von Marco Hadem  28.02.2025

Berlin

Entscheidung über Samidoun-Verbot dieses Jahr

Der Verein Samidoun, das Islamische Zentrum Hamburg, »Compact« - das Bundesinnenministerium hatte zuletzt eine Reihe von Vereinsverboten erlassen. Über einige wird demnächst entschieden

 26.02.2025

Berlin

Zentralrat der Muslime verurteilt Attacke am Holocaust-Mahnmal         

Am Freitag wurde ein Mann am Holocaust-Mahnmal in Berlin Opfer einer Messerattacke. Ermittler gehen von einem antisemitischen Hintergrund aus

 24.02.2025

Bundestagswahl

Orban gratuliert Weidel - und nicht Merz  

Ungarns Regierungschef hat AfD-Chefin Weidel kürzlich wie einen Staatsgast empfangen. Sie ist auch diejenige, an die er nach der Wahl in Deutschland seine Glückwünsche richtet

 24.02.2025

Berlin

Jens Spahn: Gespräche über Koalition können sehr schnell beginnen

CDU-Chef und Wahlsieger Merz will bis Ostern eine neue Regierung bilden. Bereits diese Woche soll es erste Gespräche geben

 24.02.2025

Berlin

Baerbock über Bibas-Familie: »Ihr Schmerz ist kaum zu ertragen«

Die Außenministerin kritisierte auch die Hamas dafür, die lebenden Geiseln vorzuführen

 22.02.2025