Die Macher der Dauerausstellung »Die Geschichte der Juden in Moisling und Lübeck« in der Lübecker Synagoge haben ehrgeizige Pläne. Nach dem Erfolg ihrer ersten Präsentation, die im Herbst vergangenen Jahres in Anwesenheit prominenter Vertreter aus Politik und Kultur eröffnet worden war, will Initiatorin Maja Bobyleva – selbst Zuwandererin – nun in einer zweiten Ausstellung die weitere Nachkriegszeit und damit auch die Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion dokumentieren.
Doch diese Ausstellungsprojekte sind ohne Hilfe von Sponsoren nicht zu realisieren, befanden die Lübecker und trafen sich kürzlich in der Hansestadt, um einen Förderverein zu gründen, der die Dauerausstellung unterstützen und erweitern soll. Mit dabei sind der Historiker Peter Guttkuhn und Lübecks ehemaliger Bürgermeister Michael Bouteiller. Mehr als ein Drittel der Fördervereinsmitglieder gehören zum Kreis der 750 russischsprachigen Zuwanderer, die mittlerweile in Lübeck leben.
Den Vorstand des Fördervereins bilden Peter Guttkuhn, Marlies Bilz-Leonhardt, ebenfalls Historikerin und Maja Bobyleva. Damit sei ein wichtiger Schritt vollzogen, um die Synagoge zu einem Ort der Begegnung und Annäherung zu machen und die Integration der Zuwanderer in die nichtjüdische Gesellschaft zu fördern, sagte Vorstandsmitglied Marlies Bilz-Leonhardt. Zunächst sollen konkrete Vorstellungen entwickelt werden, wie die – zur Zeit noch sehr seltenen – Öffnungszeiten erweitert werden können und wie eine Ergänzung der Ausstellung räumlich und inhaltlich aussehen könnte. Danach werde der Vorstand seine Pläne möglichen Sponsoren vorstellen, sagte Bilz-Leonhardt.
Neben der erweiterten Dauerausstellung ist eine Dokumentation über die Geschichte der von Salomon Carlebach (1845-1919) begründeten Rabbinerdynastie ge- plant. Fast 50 Jahre lang wirkte Salomon Carlebach als Rabbiner in Lübeck. In seine Amtszeit fiel der Bau der Lübecker Synagoge in der St.-Annen-Straße. Als Rabbiner und Abgeordneter der Bürgerschaft bestimmte er nicht nur das religiöse, sondern auch das politische Leben Lübecks mit.
Fünf seiner Söhne wurden Rabbiner, vier Töchter heirateten Rabbiner. Um diese Familiengeschichte angemessen zu dokumentieren, müsse die Ausstellung auch räumlich erweitert werden, so der Verein. Darüber hinaus sind Wechselausstellungen und Kulturveranstaltungen geplant, die sich nicht nur an die jüdischen Bürger und Bürgerinnen richten. Eine erste Dokumentation, die Wanderausstellung von Kinderzeichnungen aus Theresienstadt, wird im November gezeigt. ja
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