journalismus

Das Mittel zum Fleck

Flecken sind nicht schön. Ob Sie nun durch Rotwein auf der Bluse oder durch Tomatensoße auf dem Schlips entstehen. Aber auch weiße Flecken stören. Besonders in der Geschichte. Solche weißen Flecken zu entfernen, das haben sich 70 Jugendliche aus Deutschland, Österreich, Tschechien und Polen zur Aufgabe gemacht. Im Rahmen des Erinnerungsprojektes »Step 21 – Initiative für Toleranz und Verantwortung«, haben sich 15 Teams neun Monate lang in Archiven auf die Suche nach weißen Flecken in alten Zeitungen ihrer Städte gemacht. Sie haben recherchiert, was während des Nationalsozialismus in ihrer Region geschah und worüber niemand berichtete. Genau wie in den beiden Vorjahren ist »Weiße Flecken«, eine 36 Seiten starke Zeitung mit 300.000 Exemplaren entstanden, in der die Artikel der jungen Journalisten veröffentlich wurden.
Etwa der von Jakub vom tschechischen »Schalda-Team«. Der Teenager aus Liberec hat in seiner Gruppe das jüdische Leben im damaligen Reichenberg im Jahr 1938 erforscht. Dort brannten einen Tag später als im übrigen Reich, am 10. November, die Synagogen. Jakub und seine Kollegen fanden in Gesprächen mit einer Zeitzeugin heraus, dass in fast keiner Zeitung die Zerstörung der Synagoge auch nur erwähnt wurde. Zwar war in einigen Artikeln die Rede davon, dass die örtliche Feuerwehr den Brand in dem Gotteshaus löschte, doch das »Schalda-Team« konnte anhand von Fotos der Zeitzeugin belegen, dass das nicht der Fall war.
Auch das polnische Team »Geschichtsjäger« aus Zabrze hatte das Glück, noch einen Zeitzeugen zu finden. Dagmar, Julia und ihre Kollegen hörten gespannt zu, als er ihnen von seinen Erfahrungen in der Pogromnacht berichtete. Zabrze, das damals Hindenburg (Oberschlesien) hieß, lag direkt an der deutsch-polnischen Grenze. Die »Geschichtsjäger« werteten die Berichterstattung der deutschen und der polnischen Presse über das Novemberpogrom aus und kamen zu dem Ergebnis, dass die deutschen Printmedien im Gegensatz zu den polnischen Zeitungen verzerrt berichteten. Gebracht hat ihnen die Auseinandersetzung mit der Geschichte sehr viel: »Wir lesen Zeitungen ganz anders als vor dem Projekt. Viel aufmerksamer«, sagt Lukasz.
Das Berliner Team »Primo-Levi-Partisanen« um Robert, Salome, Judith und Joseph hat sich ganz einer Person gewidmet. Nämlich Erich Boltze, einem Berliner Kommunisten, der 1937 verhaftet und drei Jahre später ins Konzentrationslager Sachsenhausen überführt wurde. Dort beteiligte er sich an Sabotageaktionen, worüber in den deutschen Zeitungen nichts stand. Für die vier Abiturienten war es wichtig, die Geschichte aufzuarbeiten, »um die öffentliche Meinung nicht zu manipulieren«. Denn Objektivität wird für alle 70 Jungredakteure der Zeitung groß geschrieben. Katrin Richter

Debatte

So reagiert die EU auf die Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant

Bei einem Besuch in Jordanien hat sich der EU-Außenbeauftragte Borrell zum Haftbefehl gegen Israels Regierungschef Netanjahu geäußert - mit einer klaren Botschaft

 21.11.2024

USA: »Wir lehnen die Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs für die Situation grundsätzlich ab«

 21.11.2024

Niederlande: Wir würden Netanjahu festnehmen

 21.11.2024

Haftbefehl gegen Netanjahu: Kanada will Gericht folgen

 21.11.2024

Berlin

Scholz soll am Montag als Kanzlerkandidat nominiert werden

Nach dem Verzicht von Verteidigungsminister Boris Pistorius soll Bundeskanzler Olaf Scholz am kommenden Montag vom SPD-Vorstand als Kanzlerkandidat für die Neuwahl des Bundestags nominiert werden

von Michael Fischer  21.11.2024

New York

USA blockieren Gaza-Resolution, Israel bedankt sich

Israels UN-Botschafter Danon: »Resolution war Wegbeschreibung zu mehr Terror und mehr Leid«

 21.11.2024

Uni Würzburg

Außergewöhnlicher Beitrag

Die Hochschule hat dem Zentralratspräsidenten die Ehrendoktorwürde verliehen

von Michel Mayr  20.11.2024

Hannover

Biller und Gneuß erhalten Niedersächsischen Literaturpreis

Der Nicolas-Born-Preis wird seit dem Jahr 2000 zu Ehren des Schriftstellers Nicolas Born (1937-1979) verliehen

 20.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024