»Das ist kein
gerades Thema«
August Diehl über Kriminalität, Überleben im KZ und den »Fälscher«
Herr Diehl, Sie haben kürzlich den Spielfilm »Der Fälscher« abgedreht. Darin spielen Sie den jüdischen Drucker Adolf Burger, der gemeinsam mit mehr als 100 weiteren Häftlingen im KZ Sachsenhausen ausländische Banknoten fälschen mußte. Wie sind Sie mit diesem Stoff zurechtgekommen?
diehl: Ich fand die Geschichte sehr spannend. Ich hatte vorher nie etwas davon gehört. Die Verbindung zwischen Kriminalität und der Frage nach dem Überleben hat mich sehr fasziniert. Das ist kein gerades Thema, sondern es wirft Fragen auf.
War es das erste Mal, daß Sie einen KZ-Häftling spielten?
diehl: Ja. Und ich hoffe, so etwas spiele ich auch nicht allzu schnell wieder.
Was unterschied die Rolle des Adolf Burger von Ihren bisherigen Rollen?
diehl: Jede Figur, die ich bisher gespielt habe, hatte etwas Besonderes. An Adolf Burger hat mich fasziniert, daß er den Gauner und Meisterfälscher Sorowitsch, die Hauptfigur des Films, in einen Gewissenskonflikt bringt. Burger tritt dafür ein, daß man sich von den Nazis nicht alles gefallen lassen darf. Er ist ein Rebell. Aber dadurch, daß er eigentlich etwas Gutes vertritt, bringt er die Gruppe in Gefahr. Und man fragt sich als Zuschauer plötzlich, ob es eigentlich ein richtiges Verhalten ist, so stur bei seinen Idealen zu bleiben. Das fand ich sehr spannend. So eine Figur hatte ich vorher noch nicht gespielt.
Wie haben Sie sich vorbereitet auf dieses Thema und auf die Figur Adolf Burger?
diehl: Ich habe mich viel mit dem Drucken beschäftigt, und ich habe vor den Dreharbeiten den echten Adolf Burger getroffen, auf dessen Erinnerungen das Drehbuch beruht. Wir haben einen Nachmittag miteinander verbracht, ich habe ihm viele Fragen gestellt.
Wie ist es, jemandem zu begegnen, den man spielt?
diehl: Sehr merkwürdig. Ich war ein bißchen befangen. Aber Herr Burger hat sehr viel und offen über Sachsenhausen erzählt. Er ist sehr daran interessiert, daß diese Geschichte bekannt wird. Ich glaube, es ist ein ganz großer Grund seines Überlebensdranges gewesen, später über das, was passiert ist, zu berichten.
Mit dem Schauspieler sprach Tobias Kühn.