von Katrin Richter
Es ist heiß. Fast 32 Grad. Das Wetter für Flipflops, kurze Kleider und freie Oberkörper. Von irgendwoher dringen hebräische Wortfetzen durch das Stimmengewirr. Sommer in der Stadt – aber nicht in Tel Aviv, sondern mitten in Berlin. Zu erleben am vergangenen Sonntag in der Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg beim ILanD-Musikfestival.
ILanD ist die Abkürzung für Israel und Deutschland und genauso ist dann auch das Programm. Von den 17 Hippies aus Berlin über Boom Pam aus Tel Aviv bis hin zu den M.A.R.S. Allstars, die zusammen mit dem »Vater des israelischen Hip-Hop«, wie Mook E. gern betitelt wird, auftreten. »Darauf freue ich mich am meisten«, sagt Thomas, der eigentlich eher zufällig mit seiner Freundin an der Kulturbrauerei vorbeispaziert ist. »Wir haben schon von Weitem Musik gehört und als ich dann Mook E. las, war das Abendprogramm klar.« Die beiden Studenten aus Berlin finden es »richtig spannend«, israelische Musik zu hören und verfolgen fasziniert, wie sich der Schlagzeuger und der Gitarrist von Boom Pam in einem musikalischen Zwiegespräch verlieren.
Die Mischung aus Surf-Rock und Balkan Beats kommt beim Berliner Publikum sehr gut an. »Das gibt es nur hier«, schreit eine Besucherin ihrer Begleitung entgegen. Ganz unrecht hat sie damit nicht, doch im Rahmen des Festivals fanden auch Konzerte in Cottbus, Köln und Brandenburg/Havel statt. Die Organisatoren, der kleine Verein »interkultunterwegs«, möchte mit dieser Veranstaltung zeigen, dass man Israel auch »aus einem anderen Blickwinkel« betrachten kann als nur durch den eines Betrachters des israelisch-palästinensischen Konflikts.
Politik, das ist an so einem Tag fast kein Thema. Zwischen Bierstand und Lammwürstchengrill tummeln sich die vorwiegend jungen Besucher, für die es meistens die erste Begegnung mit dem kleinen Land ist. »Scheint cool dort zu sein«, sagt Peggy, die ausgelassen vor sich hintanzt. Weiter vorn im Publikum fliegen Rastazöpfe um-
her, werden Hände hochgerissen und eine Gruppe von Mädchen will sich gegenseitig mit Hand und Fuß erklären, dass ein Sänger der 17 Hippies ganz blendend aussieht. Die Berliner Lokalhelden, die vor allem durch den Andreas-Dresen-Film »Halbe Treppe« bekannt geworden sind, bereiten das Publikum auf Mook E. vor, der gegen 22 Uhr im Kesselhaus der Kulturbrauerei auftritt. Für den Mittdreißiger ist es das zweite Mal, dass er in Berlin ist. »Mein erster Besuch war sehr kurz und dieser wird auch nur drei oder vier Tage dauern, aber mir gefällt die Stadt, sie ist sehr organisiert.« Bei seiner Musik möchte er sich dagegen gar nicht so sehr festlegen: »Es ist Hip-Hop and Reggae, Pop, Punk und so. Ich habe meine ganz eigene Mischung.« Musik, das ist für ihn ein bestimmtes Gefühl, das nicht unbedingt eine Sprache braucht. »Das Gefühl verstehen alle.«
Mook E. und der Bassist Yossi Fine verstehen es, Israel musikalisch nach Deutschland zu holen. Im Kesselhaus müssen in-
zwischen weit mehr als 32 Grad sein. Es ist heiß. Ein israelischer Sommer in Berlin.