von Katrin Richter
Paul und Paula sind es, Richard Burton und Liz Taylor waren es und Paola und Kurt Felix werden es wohl noch lange sein: berühmte Paare. All die bekommen aber Konkurrenz durch Noemi und Joel Berger. Das Rabbinerehepaar, das nicht nur seit 37 Jahren miteinander verheiratet ist, sondern auch seit vielen Jahren zusammenarbeitet, hat die nächsten Stuttgarter Kulturwochen gemeinsam organisiert.
Nach einigen Umstrukturierungen in der Organisation, »sind wir zu der Aufgabe gekommen wie die Jungfrau zum Kind«, sagt Noemi Berger. An den Rahmenbedingungen der Kulturtage hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht viel verändert. Vom 12. bis 25. November gibt es Konzerte, Lesungen, Vorträge und Filmabende. Nur dass in diesem Jahr 29 Veranstaltungen in zwei Wochen geplant sind, anstelle der 19 in drei Wochen im vergangenen Jahr. Doch zuvor mussten Sponsoren gefunden werden. Wie jedes Jahr unter-
stützt die Stadt Stuttgart die jüdischen Kulturwochen und auch der Zentralrat der Juden in Deutschland trägt dazu bei, dass das 14-Tage-Programm umgesetzt werden kann. Neben namhaften Firmen aus dem süddeutschen Raum unterstützen auch viele private Sponsoren das Unternehmen. Um sie hat sich besonders Noemi Berger gekümmert.
Die jüdischen Kulturwochen stehen in diesem Jahr unter dem Motto: »Juden auf der Wanderschaft«. »Denn bis zum heutigen Tag entspricht das unserer Situation«, sagt Joel Berger, der zusammen mit seiner Frau »versucht hat, das Programm nach bestem Wissen und Gewissen aufzustellen. Ein Höhepunkt ist die Lesung des Literaturnobelpreisträgers Imre Kertesz, die dem Rabbiner sehr am Herzen liegt, denn wie Kertesz wurde auch er in Budapest geboren und überstand zwei totalitäre Regimes.
Auch für Kinder und Jugendliche sind Programmpunkte geplant. So gibt es eine offene Kinderwerkstatt, in der Sandbilder erstellt werden, es gibt Zeitzeugengespräche und Filmvorführungen. »Wir wollen zeigen, dass das Judentum eine kinderfreundliche Gemeinschaft ist und dass jüdische Kultur keinen ausschließt«, sagt Berger und wünscht sich, dass die Besucher viele Eindrücke unterschiedlicher und mannigfaltiger Art gewinnen, »denn das Judentum ist eine Lebenseinstellung auf ethischer und menschlicher Ebene, die von der Religion aber nicht zu trennen ist.«
Für Noemi Berger war die Zusammenarbeit mit ihrem Mann und einer Kommunikationsagentur spannend. In organisatorischen Dingen sei sie nach 18-jähriger WIZO-Tätigkeit sowieso erprobt. Außer Frage stand für sie, dass sie die Kulturwochen organisieren würde. Jetzt freut sie sich auf zwei interessante Wochen. Und danach? »Ich denke nicht, dass ich in ein Loch fallen werde«, antworten beide fast gleichzeitig. Rabbiner Berger ist ohnehin mit Vorträgen ausgebucht.