Hans Rosenthal sel. A.

Dalli Dalli

von Christine Schmitt

»Die Matinee wäre ganz nach seinem Geschmack«, sagt Horst Pillau. Acht Minuten für jede der drei Erinnerungsreden, zwischendurch kurze Ansagen und die Erkennungsmelodie von Dalli Dalli – so hätte es auch Hans Rosenthal gefallen, meint sein Freund und Autor Pillau. Außerdem sei es ja fast ein Familienfest gewesen, da sich die Hälfte der Anwesenden kannte und etliche miteinander befreundet seien.
Vor 20 Jahren starb der Quizmaster, Journalist, Vorsitzende der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und Präsidiumsmitglied des Zentralrats der Juden im Alter von 61 Jahren. »Hans Rosenthal hatte mal gesagt, dass man sich nicht lange an ihn erinnern werde, da er keine bleibende Werte geschaffen hätte«, zitierte Moderatorin Shelly Kupferberg den Showmaster.
Doch das Gegenteil ist der Fall, denn am Sonntag blieben nur wenige Stühle im Saal des Gemeindehauses an der Fasanenstraße unbesetzt, so viele kamen, um sich an ihn zu erinnern und den Reden von Ilja Richter, Horst Pillau und Curth Flatow zuzuhören. Für Musik sorgte die Big Band von Boris Rosenthal, die Werke des Dalli-Dalli-Komponisten Heinrich Riethmüller spielte.
Unter den Gästen waren die Familie Rosenthal, Mitarbeiter des Dalli-Dalli-Teams, die drei ehemaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen, Klaus Schütz und Walter Momper, weitere Politiker, Schauspieler, Mitglieder von Tennis Borussia und der Hans-Rosenthal-Loge. Die grüne »Das-war-Spitze«-Lampe leuchtete von der Bühne, während die Dalli-Dalli-Waben im Foyer aufgebaut waren. Fotos von Rosenthal, die ihn in der Repräsentantenversammlung, als Fußballspieler, als Familienvater und natürlich mit dem berühmten Sprung in die Luft zeigten, waren zu sehen. Auszüge aus den Dalli-Dalli-Sendungen ließen ein Stück Fernsehgeschichte noch einmal aufleben und zeigten einige seiner prominenten Gäste, die am Sonntag bei der Matinee waren, vor mehr als 20 Jahren bei Quiz und Spiel.
Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, erinnerte an die von Rosenthal in der Fasanenstraße praktizierte Streitkultur. »Immer hinter verschlossenen Türen, und immer so, dass man sich danach noch die Hand geben konnte.« Ein Vorbild für die heutige Gemeinde.
»Ich habe keinen Traueranzug dabei, sondern möchte an einen liebevollen, humorvollen, lebensbejahenden Mann erinnern«, sagte Ilja Richter und las das letzte Kapitel aus Rosenthals Biografie Zwei Leben in Deutschland vor. Rosenthal hätte sich immer beeilt, dem Unglück zu entgehen. Und dabei sei er dem Glück begegnet, meinte der Schauspieler.
Hans Rosenthal sei der einzige Mensch, von dem er nachts träume, bekannte sein Weggefährte Horst Pillau. Er träume davon, wie sie zusammen in den Münchener Fernsehstudios etwas für eine Sendung ausprobierten, zusammen Schach spielten oder gemeinsam mit einem kleinen Flugzeug zu Auftritten in kleinere Ortschaften flogen. Nur in einer Sache teilten sie die Leidenschaft nicht: beim Fußball. Wenn samstagnachmittags zur Bundesligazeit das Telefon klingelte, dann hätte Rosenthal immer gesagt: Das kann doch nur der Pillau sein. Kennen gelernt hatten sie sich 1948, als Pillau 16 Jahre alt war und beim RIAS ein Manuskript mit Sketchen eingereicht hatte. Rosenthal, der damals beim Sender arbeitete, sollte sich um ihn kümmern. »Ich erinnerte ihn wohl an seinen jüngeren Bruder«, meinte Pillau.
Er wolle die Sendungen aufzählen, die Hans Rosenthal moderiert hat, schmunzelte Curth Flatow. Es hätten alle Zuschauer ja wohl bis zum nächsten Morgen Zeit, so der Autor verschmitzt. »Ich habe immer das Gefühl, dass er zuhört«, sagte er und schaute in Richtung des Bildes von Hans Rosenthal. Das, was der Quizmaster machte, brachte ihm selber Spaß. Wenn donnerstags Dalli Dalli über die Bildschirme flimmerte, habe man deshalb auch immer das Gefühl gehabt, dass da kein Star, sondern ein Freund im Fernsehen zu sehen war.
Auch die Gemeindeälteste Inge Marcus gab am vergangenen Sonntag ganz persönliche Erinnerungen preis. Sie sei in der Repräsentantenversammlung Rosenthals Schriftführerin gewesen. Zu einer Versammlung legte sie ihm einmal zwei Stangen Spargel auf den Tisch. »Das war die Auflösung des Sonntagsquizes, das ich immer hören musste«, sagte sie. Er nahm es mit Humor.
Auf dem Fußballplatz hat Eberhard Diepgen den Showmaster kennengelernt – in einer Prominenten-Mannschaft. »Er zeigte immer vollen Einsatz, spielte auf Sieg und schimpfte, wenn jemand den Ball versaut hatte.«
Am Ende der Veranstaltung sagte Gert Rosenthal, er sei glücklich, dass so viele Freunde und Weggefährten seines Vaters gekommen waren. Er sei stolz auf ihn, es hätte für ihn keinen besseren Vater geben können. »Obwohl er einen exakt ausgearbeiten Terminplan hatte, nahm er sich im-
mer Zeit für mich und meine Schwester.« Sein Vater sei ein glücklicher Mensch gewesen. »Er hat es genossen, im Rampenlicht zu stehen, und so bekannt geworden zu sein«, sagt die Witwe Traudl Rosenthal, »weil er sich zuvor jahrelang verstecken musste«. Und so wird Horst Pillau recht haben: Die Matinee am vergangenen Sonntag wäre ganz nach seinem Geschmack gewesen.

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