Chaos
in Gasa
Am Dienstag ist es im Gasastreifen zu einer Explosion der Gewalt gekommen. Radikale Palästinenser setzten Gebäude in Brand, zerstörten westliche Kultureinrichtungen und entführten für mehrere Stunden Ausländer. Zuvor hatte das israelische Militär ein Gefängnis in Jericho gestürmt. Mit der Aktion wollte Jerusalem verhindern, daß mehrere Terroristen freikommen. Unter ihnen auch Extremistenchef Ahmed Saadat, der wegen der Ermordung des israelischen Tourismusministers Rechavam Seevi vor fünf Jahren in Haft saß. Die Hamas hatte dessen Freilassung in Aussicht gestellt. Am Morgen hatten britische Aufseher aus Angst um ihre Sicherheit das Gefängnis verlassen. Nach mehrstündiger Belagerung ergab sich Saadat. Ihm soll in Israel der Prozeß gemacht werden.
In Gasa kam es derweil zu gewalttätigen Übergriffen. Auf den Straßen gaben Anhänger von Saadat die Parole aus, jeder Europäer sei vogelfrei, werde entführt oder getötet. Zehn Menschen wurden verschleppt, die Mehrzahl Ausländer. Auch im Westjordanland kam es zu Ausschreitungen. Aus Furcht vor neuen Anschlägen wurden die Sicherheitskräfte in Israel in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.
Mit der Militäroperation signalisierte die israelische Regierung, daß sie palästinensische Vertragsbrüche – die Autonomiebehörde hatte die Inhaftierung Saadats zugesichert – nicht hinnehmen wird. Es ist auch eine Warnung an die Hamas, die die nächste palästinensische Regierung bilden wird. Innenpolitisch hat Israels amtierender Ministerpräsident, Ehud Olmert, nach Einschätzung von Beobachtern seine Härte im Umgang mit Terroristen unter Beweis stellen wollen. wst