Dresden begeht sie, Frankfurt am Main feiert sie und Stuttgart zelebriert sie auch im Herbst: Wochen der jüdischen Kultur. Die Jiddische Musik- und Theaterwoche in Dresden läuft vom 22. Oktober bis zum 9. November. »Es bot sich an, sie mit dem Gedenktag abschließen zu lassen«, erklärt Fanny Vildebrand, Pressesprecherin des Organisationsteams, die Wahl des Zeitrahmens.
Bevor sich an diesem Novembertag die bittere Erinnerung an den Beginn der Pogrome 1938 und die Freude über den Mauerfall 1989 seltsam überlagern, haben die Jüdische Gemeinde Dresden, der Kulturverein Hatikva und der Rocktheater e.V. ein abwechslungsreiches Programm arrangiert. Für dessen Organisation, es sind bereits die 13. jüdischen Wochen in Dresden, haben die Mitglieder des Rocktheaters 2009 den Regine-Hildebrandt-Preis für »hervorragendes Bürgerengagement« er-
halten.
Dieses Jahr sind zahlreiche Dokumentationen und Gespräche zum Thema »Juden in der DDR« geplant. Einer der Höhepunkte ist die szenische Lesung des Stücks »Happy Ending (Work in Process)« von Iddo Netanyahu mit deutschen Schauspielern der Shakespeare Company und israelischen Mimen des Acco Theatre Centers.
Während in Dresden das Theater groß- geschrieben wird, spielt in Frankfurt am Main vom 28. Oktober bis zum 15. No-
vember die Literatur die Hauptrolle. Unter dem Motto »Volk des Buches« widmet sich beispielsweise ein Vortrag der Haggada, die inhaltlich stets gleich, umso mannigfaltiger illustriert wurde. Ein Bonbon ist die Lesung des israelischen Schriftstellers David Grossmann aus seinem druck-
frischen Roman Eine Frau flieht vor einer Nachricht.
Ihm können einige Tage später auch in Stuttgart die Zuhörer lauschen. Die rund 3.500 Mitglieder zählende Israelitische Religionsgemeinde Württembergs veranstaltet vom 2. bis 15. November die mittlerweile sechsten jüdischen Kulturwochen. Sie stehen unter den Vorzeichen »Deutschland – Deine jüdischen Welten. Jüdische Beiträge zur deutschen Geschichte und Kultur«. Thematisiert wird unter anderem, dass sich jüdische Intellektuelle aus Osteuropa schon zu Zeiten der Weimarer Republik in Süddeutschland ansiedelten. Joel Berger, Landesrabbiner a. D. und ehrenamtlicher Kurator des Festivals, referiert über Motive jüdischen Lebens in Bildern Marc Chagalls. Einen besonderen Hörgenuss verspricht die deutsch-aschkenasische Chasanut-Kantoralkunst des Basler Synagogenchors.
Stadtführungen, Lesungen, Konzerte, Ausstellungen, Filme – jüdisches Leben in Deutschland äußert sich vielfältig, in jeder Stadt ein bisschen anders. Teresa Stelzer
Kulturtage