Die Nazis jubeln. Zwei Tage vor dem Gedenktag an die NS-Opfer hat Papst Benedikt XVI. den Kirchenbann gegen den Holocaustleugner Richard Williamson aufgehoben und ihn heim ins Reich der katholischen Kirche geholt. Rechtsextremistische Websites feiern den 68-jährigen Briten als Helden und loben den Papst, der sich nicht »zum Knecht des Judentums« machen lasse.
In einem Interview, das vergangene Woche vom schwedischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, leugnet Williamson die Existenz von Gaskammern und behauptet, dass in den KZs nur 200.000 bis 300.000 Juden starben, jedoch keiner vergast worden sei. Die Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt wegen Volksverhetzung.
Außer ihm hat der Vatikan am Sonntag drei weitere Bischöfe rehabilitiert. Sie alle gehören zur ultrakonservativen Pius-Bruderschaft. Diese wurde 1970 von dem französischen Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet. Der weihte 1988 gegen den Willen des Vatikans Williamson und drei weitere Priester zu Bischöfen. Johannes Paul II. exkommunizierte sie daraufhin.
Dass Benedikt XVI. Williamson in den Schoß der Kirche zurückholt, ist auf heftige Kritik gestoßen. »Mit diesem unglaublichen Akt der Provokation torpediert der Papst die Aussöhnung zwischen Juden und Katholiken«, sagte Dieter Graumann, Vizepräsident des Zentralrats der Juden. Benedikt werfe den Dialog um Jahrzehnte zurück. »Dass dies ausgerechnet von einem deutschen Papst ausgeht, ist besonders verwerflich.« Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland erklärte den Dialog mit dem Vatikan für beendet (vgl. Interview S. 1), ebenso wie das israelische Oberrabbinat.
»Wie kann man einen Neonazi als Bischof haben und sich einbilden, man könne mit Juden in einen Dialog treten?«, fragt sich der Kölner Publizist Günther Bernd Ginzel, der seit Jahrzehnten im jüdisch-christlichen Dialog aktiv ist. Es bleibe ein Rätsel, so Ginzel, warum es dem Papst derart wichtig sei, »diesen Reaktionär zurückzuholen und alle anderen zu verprellen«.
Auch innerkatholisch gibt es Proteste an der Entscheidung des Papstes. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, die Friedensorganisation pax christi und einige Bischöfe reagierten empört auf Williamsons Äußerungen. Kurienkardinal Walter Kasper, der im Vatikan für die Beziehungen zum Judentum verantwortlich ist, versucht derweil, die Lage zu entschärfen und betont, die Geste gegenüber den Traditionalisten sei das Eine, Williamsons Äußerungen seien etwas Anderes. Ob der Papst seinen Schritt rückgängig machen wird? Kasper: »Es ist bekannt, dass Benedikt XVI. sich zu all diesen Fragen mit äußerster Klarheit geäußert hat.« Die Nazis sind’s zufrieden.
Schoaleugner