Bielefelder Kirchenbesetzung beendet
Erst zähe Verhandlungen, dann doch der Kompromiss: Drei Monate lang hatten Mitglieder einer Bürgerinitiative die Bielefelder Paul-Gerhardt-Kirche besetzt, um damit gegen ihren Verkauf an die Jüdische Kultusgemeinde zu protestieren. (Vgl. Jüdische Allgemeine vom 5. April und 21. Juni). Nach dreistündigen Gesprächen ?? unter Vermittlung des Altpräses der westfälischen Landeskirche, Hans-Martin Linnemann, einigten sich die evangelische Kirchengemeinde und die Besetzer darauf, dass diese die Paul-Gerhardt-Kirche noch bis zum 12. September dieses Jahres nutzen dürfen. Im Gegenzug erklärten sie sich bereit, die Besetzung sofort zu beenden. Eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs will die Kirchengemeinde zurückziehen. Vorwürfe des Antisemitismus hatten die Besetzer bis zuletzt zurückgewiesen.
Die Jüdische Kultusgemeinde zeigte sich erleichtert über den Kompromiss. Man habe »keine Sorge«, dass die ehemaligen Besetzer das Kirchengebäude tatsächlich im September freigeben, sagte Vorstandsmitglied Irith Michelson der Jüdi- schen Allgemeinen. Zwar sei noch kein Kaufvertrag abgeschlossen, aber die Verhandlungen würden wieder aufgenommen. Man erwarte nicht, dass jetzt noch etwas dazwischenkomme. Wenn der Verkauf zustande kommt, wäre es das zweite Mal in der Geschichte der Bundesrepublik, dass eine christliche Kirche in eine Synagoge umgewidmet wird.