Bibliotheken in ganz Deutschland erinnern derzeit an die große öffentliche Bücherverbrennung der Nationalsozialisten vor 90 Jahren. Mit Lesungen, Ausstellungen und Kurzvorträgen gedenken sie der Schriftstellerinnen und Schriftsteller, deren Werke damals vernichtet wurden, wie der Deutsche Bibliotheksverband am Dienstag in Berlin mitteilte.
Zu den verfemten Autoren gehörten Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Anna Seghers, Nelly Sachs, Rosa Luxemburg, Erich Maria Remarque und Alfred Kerr. Auf einer sogenannten Schwarzen Liste standen 12.000 zensierte Werke von fast 150 Schriftstellerinnen und Schriftstellern.
Missliebige Werke Der Bundesvorsitzende des Bibliotheksverbandes, Volker Heller, erklärte: »Es ist der gesellschaftliche Auftrag von Bibliotheken, die Informations- und Meinungsfreiheit zu schützen und wachsam zu sein, wenn es um Entwicklungen geht, die politisch oder ideologisch missliebige Werke verbieten möchten, so wie wir es derzeit nicht nur in den USA beobachten.« Bibliotheken müssten auch schon Ansätzen von Zensur entschieden entgegengetreten.
Die Staatsbibliothek zu Berlin organisiert ein mehrteiliges Gedenkprogramm, unter anderem auf dem heutigen Bebelplatz, dem zentralen Ort der Bücherverbrennungen im Jahr 1933. Zudem zeigt das Deutsche Historische Museum in Berlin eine Ausstellung zur Buchzensur im Nationalsozialismus.
In Hamburg findet zwischen dem 10. Mai und dem 10. Juni die Reihe »Hamburg liest verbrannte Bücher« mit mehr als 50 Lesungen, Ausstellungen und Liederabenden statt. In Potsdam tragen am 22. Mai Mitarbeitende der Stadt- und Landesbibliothek Texte aus verbrannten und verfemten Büchern vor. Daran schließen sich Kurzvorträge zur Situation in Potsdam im Mai 1933 und zur Zensurgeschichte an.
Am 10. Mai 1933 verbrannten die Nationalsozialisten tausende von Büchern aus öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken. Bereits kurz nach der Machtergreifung im Januar 1933 entfernten sie missliebige Bücher aus Bibliotheken. kna