von Jessica jacoby
Mit Match Point 2005 hatte Woody Allan London als Drehort und Inspirationsquelle entdeckt. Mit seiner neuen Komödie Scoop – der Knüller, die diese Woche in den deutschen Kinos anläuft, setzt er seine Liebesaffäre mit der britischen Hauptstadt fort. Und diesmal ist der Meister nicht nur als Regisseur, sondern endlich auch wieder höchstpersönlich als Darsteller mit von der Partie.
Allen spielt den in London gestrandeten, amerikanischen Billig-Magier Splendini, mit bürgerlichem Namen Sid Waterman (»I’m of the Hebrew Persuasion«), der neben anderen Tücken des Lebens auch noch mit dem englischen Linksverkehr zu kämpfen hat und dem eigentlich nichts ferner liegt, als sich von Scarlett Johansson als Sondra Pransky (»So your name is not Mandelbaum? – doesn’t matter, it’s always the same religion!«), einer jungen Landsmännin und ehrgeizigen Jungjournalistin in einen Kriminalfall hineinziehen zu lassen, der ihn seine Aufenthaltserlaubnis, wenn nicht gar das Leben kosten könnte – und es auch tut.
Ausgerechnet in Sids magischem Bühnenschrank, in dem er Sondra entmaterialisieren will, materialisiert sich der verstorbene, britische Journalist Joe Strombel (Ian Mac Shane), der auf dem Weg ins Jenseits keine Ruhe findet, da er doch kurz davor war, die Identität des mysteriösen »Tarotkarten-Mörders« zu lüften. Nun soll Sondra die Sache zu Ende bringen und damit ihren ersten großen Coup landen. Da braucht sie, naiv wie sie ist, väterliche Hilfe. Gut, daß sie wenigstens schwimmen kann und bloß auf Nichtschwimmerin macht, um den verdächtigen Peter Lyman (Hugh Jackman), Sohn eines reichen Lords, zu ködern – aber schlecht, daß sie sich gleich noch in ihn verlieben muß. Sid Watermans Aufgabe in dem ganzen Kuddelmuddel ist es, Sondra, als deren Vater er sich ausgibt, immer wieder von Wolke sieben auf den Boden der Verdachtsmomente zu holen, die er trotz seiner Angst erschnüffelt. Dafür müht er sich sogar, mit Peters aristokratischer Mischpoche Konversation zu betreiben. Als ihr selbsternannter Beschützer weiß Sid, daß Sondra in höchster Gefahr schwebt und will sie um jeden Preis retten. Am Ende steht eine aufsehenerregende Titelgeschichte von Sondra in Londons angesehenster Tageszeitung – und Sid gewinnt, wenn auch nicht ganz freiwillig, für seine Zaubertricks ein völlig neues Publikum.
Scoop hat alles, was eine Komödie braucht, um auf intelligente Art zu unterhalten: Tempo, Charme und unerwartete Wendungen. Auch wenn Woody Allen Ambitionen für’s klassische und tragische Fach hat: Scoop beweist, daß das komische Genre immer noch das ist, das er als Autor, Regisseur und Schauspieler am besten beherrscht. Wer in den vollen Genuß des Allenschen Sprachwitzes kommen will, sollte die Originalfassung anschauen. Gut, daß immer mehr Kinos zumindest in den Großstädten diese auch zeigen.