Zug der Erinnerung

Betriebsstörung

von Katrin Richter

Der Streit um den »Zug der Erinnerung« weitet sich aus. Nachdem Bahnchef Hartmut Mehdorn der privaten Initiative die Einfahrt in den Berliner Hauptbahnhof aus »betriebstechnischen« Gründen verweigert hat, fordert nun Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee die Bahn auf, eine konstruktive Haltung einzunehmen: »Ich erwarte, dass die Bahn alle für die Ausstellung anfallenden Trassen- und Stationsgebühren eins zu eins an den Zug der Erinnerung spendet.« Die Bahn wollte diese 100.000 Euro an eine namhafte deutsche oder internationale jüdische Institution geben. Der Betrag sollte aber ausdrücklich nicht an den »Zug der Erinnerung« zurückfließen.
Der Zug, der seit November 2007 quer durch Deutschland fährt und im Mai dieses Jahres in Auschwitz ankommt, erinnert mit seiner fahrenden Ausstellung an die Rolle der Bahn während der NS-Zeit. Betriebstechnische Gründe – das war auch die Erklärung für das Einfahrverbot auf die Gedenkstätte Gleis 17 am Bahnhof Berlin-Grunewald. Das jedoch wurde am Dienstagnachmittag, wenige Stunden nach der Pressekonferenz der Initiative »Zug der Erinnerung«, von der Bahn aufgehoben, sodass der Zug zumindest am benachbarten S-Bahnhof haltmachen kann. Hans-Rüdiger Minow, Vorstandssprecher der Initiative, sagte der Jüdischen Allgemeinen: »Wir freuen uns, dass die Bahn einsieht, dass die Sperrung nicht aufrechterhalten werden kann.« Minow hofft, dass sich ein noch stärkerer öffentlicher Protest artikuliert, sodass auch der Hauptbahnhof freigegeben werde.
Die Bahn hat dem »Zug der Erinnerung«, der vom 13. bis 22. April in Berlin Station macht, zuvor Schöneweide, Lichtenberg, Charlottenburg, Südkreuz und Gesundbrunnen als Haltepunkte angeboten. Für Minow aber steht fest: »Wir werden auf dem Berliner Hauptbahnhof gedenken. Davon wird uns keiner abhalten.« Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wo- wereit mahnt die Deutsche Bahn nachdrücklich, dass es gerade in Berlin möglich sein muss, »dass ein verdienstvolles Gedenkprojekt wie der ›Zug der Erinnerung‹ jede Form der Unterstützung erfährt«. Auch Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz nennt das Verhalten der Bahn »absolut unverständlich, peinlich und provinziell«. Der Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Noach Flug, erklärte in Jerusalem, die Haltung der Bahn sei würdelos und schade dem Ansehen Deutschlands.

Bundestagswahl

Russlands Außenminister Lawrow lobt AfD und BSW

Es gebe in ihren Äußerungen »viel Vernünftiges«

 14.01.2025

Helsinki

Scholz: Leben der Geiseln muss oberste Priorität haben

Über die Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen heißt es, ein Abkommen sei greifbar. Der Bundeskanzler hofft auf einen Abschluss

 14.01.2025

Karlsruhe

Verdacht der Volksverhetzung: Polizei ermittelt gegen AfD

Es geht um ein in sozialen Netzwerken gepostetes »Abschiebeticket«. Die zumindest in Teilen rechtsextremistische Partei überschreitet immer wieder Grenzen

 14.01.2025

Vatikan

Papst verurteilt Massaker der Hamas und kritisiert Israel

Regelmäßig steht der Papst in der Kritik, er habe den Terrorangriff der Hamas auf Israel nicht klar genug verurteilt. In seinem neuen Buch tut er genau das, wirft aber auch Israel vor, Terror zu produzieren

von Severina Bartonitschek  14.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Marburg

»Biodeutsch« ist »Unwort des Jahres« 2024

Diskriminierend und »eine Form von Alltagsrassismus«: So stuft die Jury den Begriff ein, wenn er wörtlich verwendet wird. Zum »persönlichen Unwort« der Mitglieder Cheema und Mendel wurde »importierter Antisemitismus«

 13.01.2025

Riesa

Massive Proteste gegen AfD-Bundesparteitag 

Mehrere tausend Menschen sind seit dem frühen Samstagmorgen in der sächsischen Stadt gegen den AfD-Bundesparteitag auf die Straße gegangen

 11.01.2025

Medien

Medienwissenschafter: Erleben Großangriff auf unabhängigen Journalismus

Der öffentliche Raum leide unter »sehr reichen, sehr mächtigen Journalismus-Verächtern«

 10.01.2025

USA

Mel Gibson: »Mein Zuhause sah aus wie Dresden«

Zahlreiche Stars sind von der gewaltigen Feuerkatastrophe in Kalifornien betroffen. Auch Mel Gibsons Haus fiel den Flammen zum Opfer. Nach antisemitischen Einlassungen in der Vergangenheit irritiert er nun einmal mehr mit unpassenden Vergleichen

 10.01.2025