Besuch aus Polen
Ex-Außenminister Wladyslaw Bartoszewski
in der neuen Synagoge
Als der ehemalige polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski von IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch in den hellen, großzügen Hauptraum der Synagoge »Ohel Jakob« geführt wurde, ging freudiges Staunen über sein Gesicht, wie es jedem ergeht, wenn das Sonnenlicht Lichtreflexe auf das Zedernholz der Wände zaubert.
Wladyslaw Bartoszewski und einer Delegation aus dem polnisch-deutschen Dialog, darunter die Generalkonsulin Elzbieta Sobótka und Kulturmanagerin Ilse Ruth Snopkowski erging es nicht anders. Die Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition hatte den Besuch des polnischen Historikers, Publizisten und Politikers in der Israelitischen Kultusgemeinde mit der Gemeindepräsidentin Charlotte Knobloch organisiert. Rabbiner Steven Langnas erklärte die synagogalen Besonderheiten, Charlotte Knobloch hieß Bartoszewski als »bedeutenden Demokraten, Europäer, streitbaren Vermittler und echten Menschenfreund« willkommen, der für seine humanistische Gesinnung in der Zeit der deutschen Okkupation Polens nach Auschwitz verschleppt worden war und nach der Befreiung den Terror des Stalinismus im Gefängnis ertragen musste. Der gläubige Katholik, der die Haltung seiner Amtskirche zur jüdischen Frage nie unkritisch hinnahm, erklärte, woher seine aufgeschlossene Haltung stammte: aus der Erfahrung seines weltoffenen, liberalen El- ternhauses in Warschau. Der Vater war Bankbeamter gewesen, Man stand in freundschaftlichem Kontakt zu jüdischen Familien: »Wir besuchten sie, und sie kamen zu uns zu Besuch.« Mit jüdischen Kindern zu spielen, war ihm selbstverständlich.
Im Gespräch mit Charlotte Knobloch erinnerte Bartoszewski sich an seinen Besuch 1987 im Jüdischen Kulturzentrum. Damals war er Gastprofessor in München und hatte von seinen künftigen Aufgaben als polnischer Botschafter in Wien (1990 - 1995) und polnischer Außenminister Mitte der 90er Jahre sowie 2000/2001 noch nichts ahnen können. Am Abend gab es in der Münchner Residenz noch eine Soirée zu seinen Ehren. Ellen Presser
Ellen Presser