Bei Abflug Ärger
Rabbiner streiten sich mit EL AL über
die Schabbatruhe
von Wladimir Struminski
Eigentlich wollten die EL AL-Manager nur Rücksicht auf Passagiere des Fluges LY 007 aus New York nehmen. Während des jüngsten Generalstreiks in Israel waren diese in New York gestrandet. Und nun war Freitag. Da tat Israels größte Airline etwas, wovon sie sonst Abstand nimmt: Das Management ließ die Maschine am Schabbat fliegen und in Tel Aviv landen. Diese Geste kommt das Unternehmen nun teuer zu stehen. In ultraorthodoxen Kreisen löste der Schabbatflug nämlich blanke Wut aus. »Das Vertrauen der gottesfürchtigen Bevölkerung in EL AL hat möglicherweise den Todesstoß erhalten«, unkte Rabbiner Jitzchak Goldknopf, Sekretär des ultraorthodoxen Schabbat-Komitees. »Wie kann es sein, daß die EL AL, die am meisten bedrohte Fluggesellschaft der Welt, keine Angst vor der Entweihung des Schabbat hat?« wunderte sich vielsagend Rabbiner Josef Schalom Eljaschiw, der führende Schriftgelehrte der litauischstämmigen Ultraorthodoxie. »Es ist verboten, mit der EL AL zu fliegen«, befand kurzerhand Rabbiner Chaim Kaniewski aus Bnei Brak.
Zudem ließen die zornigen alten Männer verlauten, notfalls werde sich die ultraorthodoxe Kundschaft auf die Konkurrenz-Airline Israir verlegen. Letzteres war wohl ein Bluff: Die kleine Israir, die hauptsächlich Charterflüge betreibt, wäre kaum imstande, die EL AL zu ersetzen. Allerdings haben die rabbinischen Drohungen ihre Wirkung nicht verfehlt: EL AL bemüht sich nun um eine Versöhnung mit den Ultras.
Wie aus ultraorthodoxen Kreisen verlautete, erklärte sich die EL AL-Direktion grundsätzlich bereit, keine Schabbatflüge mehr zu unternehmen, es sei denn, daß dies der Lebensrettung dient – und selbst das würde einer rabbinischen Genehmigung bedürfen. Perfekt ist der Deal noch nicht und eine Lösung scheint nicht so einfach. Denn ein konsequenter Boykott durch ultraorthodoxe Fluggäste würde die Fluggesellschaft tief in die roten Zahlen stürzen. Andererseits könnte EL AL im Falle eines ultraorthodoxen Boykotts den vollen Schabbatbetrieb aufnehmen, um die Verluste wenigstens teilweise auszugleichen. So suchen beide Seiten nach einer rettenden Formel, die die strenggläubigen Passagiere befriedigt, ohne die anderen vor den Kopf zu stoßen.