von Sabine Brandes
Bar Refaeli ist wieder der Liebling der Na-
tion. Kein Wunder, mit den Trophäen, die sie in der letzten Zeit eingeheimst hat, kann sie locker die gesamte Villa ihres Liebsten Leonardo DiCaprio in Hollywood dekorieren. Schon lange gehört das Model zu den erfolgreichsten Exporten des Heiligen Landes. Jetzt aber katapultierte sie sich mit ihrem Coverfoto auf der Zeitschrift Sports Illustrated endgültig in den Modelhimmel – und die Herzen von Zigtausenden israelischen Teenagern. »Es ist wohl eine der größten Sachen, die man erreichen kann«, verkündete sie in der Talkshow von Ellen DeGeneres in den USA. »Es war mein Traum, seitdem ich 15 war, jetzt muss ich mir wohl einen anderen suchen.«
Die 23-jährige Refaeli ist nicht nur jung und schön, sie ist auch jemand, der immer wieder polarisiert hat. Dem Wehrdienst entkam sie mit einer Heirat im zarten Al-
ter von 18 Jahren. »Bloß vorgeschoben, um nicht eingezogen zu werden«, schrie die Öffentlichkeit damals empört. In der Tat hielt diese Ehe mit einem Freund der Fa-
milie kürzer als der Dienst gedauert hatte. »Hübsch ja, aber nicht besonders charak-
terstark«, lautete das harsche Urteil vieler Landsleute.
Ein Interview in der größten heimischen Tageszeitung Yedioth Ahronoth machte es nur schlimmer. Offenbar schützt Schönheit vor Dummheit nicht. »Warum soll es gut sein, für unser Land zu sterben. Ist es nicht besser, in New York zu leben?«, soll sie damals gesagt haben. Zwar verklagte sie die Zeitung anschließend wegen Verleumdung, doch was einmal gedruckt ist, lässt sich nur schwer wieder ausradieren. In einem Land, dessen Soldaten tagtäglich mit ihrem Leben Zivilisten schützen, werden derartige Zitate, gelinde gesagt, nicht besonders gut aufgenommen.
Doch offenbar war es dem Model nicht egal, was ihre Landsleute über sie denken. Sie mühte sich redlich, ihren Stern auch in der Heimat erstrahlen zu lassen, beteiligte sich an einer Kampagne pro Armeedienst und will den Israelis bald klarmachen, dass es wahnsinnig sexy sein kann, Wasser zu sparen. Im kommenden Sommer sollen die Spots, für die sie lediglich einen Bruchteil ihrer regulären Gage im internationalen Geschäft bekam, über die Mattscheiben flimmern.
Das britische Männermagazin Arena kürte sie jüngst zum »Body 2008«, doch endgültig versöhnt hat die Israelis, dass Refaeli vor wenigen Tagen den begehrten »Woman’s World Award« in der Kategorie Stil überreicht bekam. Damit reiht sich die Schöne in eine Riege illustrer Frauen aus aller Welt: Oprah Winfrey, Claudia Schiffer, die Schauspielerin Susan Sarandon, Marianne Faithful sowie zahlreiche andere, die in außergewöhnlicher Weise von sich reden gemacht haben. »Das israelische Supermodel ist eines der bekanntesten Ge-
sichter der Welt«, ließ die Jury verlauten, »mit ihren Titelbildern auf Cosmopolitan und Elle sowie Kampagnen für Ralph Lauren, Victoria’s Secret und der Sports Illustrated kreiert sie den Stil der modernen Frau in 2009 entscheidend mit.«
Nach Meinung der Internationalen zionistischen Frauenorganisation (WIZO) in-
des ist das Model nicht immer stilsicher. Am internationalen Frauentag verlieh WIZO eine Trophäe, über die sich Bar Ra-
faeli kaum freuen dürfte: Eine TV-Werbung der Firma Eden Springs, mit dem Topmodel in der Hauptrolle, belegte Platz eins als sexistischste Werbung Israels. Titel: »Der Riegel, den du immer schon zu Hause haben wolltest«, in Anlehnung an ihren Vornamen Bar, was auf Hebräisch wild bedeutet, auf Englisch aber Schokoladen- oder Müsliriegel.
WIZO rief zu einem Boykott der Produkte auf den ersten fünf Plätzen auf, »weil es darin stets um Frauen und Sex geht, egal, was die Agenturen verkaufen wollen. Produkte, die mithilfe von Verunglimpfung von Frauen und der Förderung eines sexistischen Images beworben werden, sollten nicht gekauft werden«, meint die Organisation.
Auf eine Werbekampagne aber lässt die schöne Israelin nichts kommen: Ihr Foto auf dem Titel der Sports Illustrated. Eine Gemeinschaftskampagne zwischen dem Magazin und der Fluglinie Southwest Airlines druckte das Bild jetzt auf eine Boeing 737. Lasziv räkelt sich eine überdimensionale Bar im Minibikini auf der Seite der Maschine und soll Passagieren so den Flug versüßen. Viele Familien und weibliche Gäste aber wollen lieber aus- statt einsteigen. »Als Softporno im Jumboformat«, be-
zeichnen sie das Foto. Das Model nimmt das gelassen und posiert mit strahlendem Lächeln und wehendem Blondschopf vor dem Flieger. Wahrscheinlich hat sie noch nicht davon gehört, dass dieselbe Linie vor nicht allzu langer Zeit eine weibliche Passagierin vom Mitfliegen abhalten wollte, weil ihr Minirock zu kurz war. Aber eine Bar Refaeli darf sogar ganz ohne Rock mit.