Es ist keine einfache Zeit, in der Schaul Chorev als neuer Hauptdelegierter des Jüdischen Nationalfonds nach Deutschland kommt. Sein Land hat bis vor Kurzem Krieg gegen die Hamas geführt. Auch der Norden Israels geriet dabei zweimal unter Beschuss – durch militante Palästinenser, wie es hieß. Chorev ist in Naharija, im äußersten Norden, zu Hause. Die Stadt wurde unlängst von einer Katjuscha-Rakete getroffen. Im Jahre 2006 lag sie sogar un-
ter Dauerbeschuss der Hisbollah. Der 57-Jährige weiß genau, wie sich die Menschen in Sderot, Aschkelon, Beer Schewa und den anderen Städten derzeit fühlen.
»Aber ich bin nicht gekommen, um darüber zu reden«, sagt Chorev. Er will vielmehr über Keren Kayemeth LeIsrael (KKL), den Jüdischen Nationalfonds, und dessen Aktivitäten sprechen. Und dabei ist er doch gleich wieder bei der aktuellen Situation. Denn eines der wichtigsten anstehenden Projekte des KKL-Deutschland ist die Wiederbegrünung der Negevwüste: der Wald der deutschen Länder bei Lahat, der Olivenpark Mejtar bei Beer Schewa, das Wasserreservoir Nahal Oz. Alle drei Plätze liegen in Reichweite der Hamas-Raketen. Von besonderen Schäden weiß Chorev noch nichts: »Wir machen trotz allem weiter. Das mit Spenden aus Deutschland finanzierte Wasserreservoir Nahal Oz steht kurz vor der Fertigstellung.«
Für dieses Projekt war noch sein Vorgänger im Amt, Reuven Green, zuständig. Er musste die Stelle nach nur wenigen Monaten aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Nun hat Chorev den Job übernommen. Zu seinen Aufgaben wird es gehö-
ren, ein neues Bewässerungsprojekt zu su-
chen, das KKL-Deutschland mit anschieben kann. Auch will er sich um andere Vorhaben in Hinblick auf Erforschung und Entwicklung der Wüste kümmern, die in Zusammenarbeit mit deutschen Firmen noch besser funktionieren können.
Sprachprobleme hat er keine. Der 57-Jährige kommt aus einem »jeckischen Haus«. Die Familie väterlicherseits stammt aus Polen, seine Mutter aus Deutschland. Sie hat bis 1936 in Berlin-Karlshorst ge-
lebt. »Mit meiner Großmutter habe ich stets Deutsch gesprochen.« Die Oma wollte zwar nie die alte Heimat besuchen, aber der Enkel sollte die Sprache behalten. Chorev studierte am Technion in Haifa, ist Elektroingenieur, machte später an einer technischen Universität seinen Doktor in internationalem Marketing. Rund drei Jahrzehnte arbeitete er für ein israelisches Unternehmen, drei Jahre davon auch in Deutschland. Nun also das ganz neue Tä-
tigkeitsfeld. »Nach langer Zeit im Be-
reich Hightech habe ich eine Veränderung gesucht und sie bei KKL gefunden. Was die machen, das ist wahrer Zionismus.« Mit seinem Mountainbike sei er viel in der Natur im Norden Israels unterwegs ge-
wesen. »Dabei habe ich gesehen, was KKL alles tut: Parks, Wasser- und Umweltprojekte. Das ist eine nationale Aufgabe.«
Auch seine 17-jährige Tochter ist bereits ehrenamtlich in der Jugendarbeit des KKL tätig. Mit ihr, so wie mit seinen beiden Söhnen, steht er momentan nur telefonisch in Verbindung. Schaul Chorev hofft, dass zumindest seine Frau ihm bald nach Deutschland folgen kann. Denn er wird hier die nächsten Jahre zu tun haben. »Ich wünsche mir, dass wir hier viele Projekte voranbringen können. Für eine grüne Zukunft in Frieden.«
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Schaul Chorev