Hersbruck

Ausstellung im Stollen

Es war eines der größten und schlimmsten
Außenlager des Konzentrationslagers (KZ) Flossenbürg: Rund 9.000 Menschen wurden 1944 und 1945 von den Nazis im Lager
Hersbruck/Happurg, östlich von Nürnberg, gefangen gehalten. Zwangsarbeit, Folterungen, Hinrichtungen – jeder zweite Häftling überlebte nicht. Nach dem Krieg wurde das Geschehene verdrängt, das Gelände neu bebaut. Erst jetzt werden die damaligen Ereignisse dem Vergessen entrissen: Eine Ausstellung, die am Mittwoch (18. November) in Hersbruck eröffnet wurde, soll die Spuren der Vergangenheit wieder lesbar machen.
»Hersbruck war nach Litomerice (Leitmeritz) in Tschechien das zweitgrößte Außenlager des KZ Flossenbürg«, erläutert der Historiker Alexander Schmidt, der die von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg be-
treute Ausstellung konzipiert hat. Oberhalb von Happurg, einem kleinen Ort in der Nähe, mussten KZ-Häftlinge ab Mitte 1944 ein Stollensystem in den Berg graben – dort sollten, geschützt vor den Bombenangriffen der Alliierten, Flugzeugmotoren produziert werden.
Die Häftlinge kamen aus dem oberpfälzischen KZ Flossenbürg. Verborgen bleiben konnte ihre Existenz niemandem: In Happurg veränderte das Bauprojekt mit Bahntrassen, einem Bauhof, Seilbahnen und tausenden Menschen in den Stollen die gesamte Gegend. Auch die Bewohner Hersbrucks sahen die Häftlinge jeden Tag beim Marsch zur Arbeit und zurück. Innerhalb eines Jahres starben in Hersbruck und Happurg fast 4.500 Gefangene. Im April 1945 wurde das KZ-Außenlager geräumt.
Die meisten Nazi-Schergen wurden in Prozessen nach dem Krieg begnadigt, freigesprochen oder zu geringen Haftstrafen verurteilt. In der fränkischen Kleinstadt wollte kaum jemand etwas von dem Terror wissen. Auf dem Gelände entstand eine Wohnsiedlung. »Man wollte es vergessen und verdrängen«, sagt Hersbrucks Bürgermeister Wolfgang Plattmeier (SPD). Als in den 80er-Jahren ein Schüler eine Facharbeit über das Lager schrieb, führte dies zu einer heftigen Diskussion in der Stadt.
Erst langsam setzte ein Umdenken ein. Künftig werden Informationstafeln Ausmaße und Funktion des Lagers erläutern. Die Kommune hat der Stiftung Bayerische Gedenkstätten ein Grundstück zur Verfügung gestellt, auf dem ein Gedenkpavillon mit den Namen der Ermordeten entstehen soll. Auch einen Ideenwettbewerb zum künftigen Umgang mit dem Gelände hat es gegeben. »Eine Stadt muss ihre Geschichte annehmen«, mahnt der Bürgermeister, »auch wenn sie dunkle Seiten hat.« dpa

Debatte

Schweden stoppt Unterstützung von UNRWA

Hintergrund des Schrittes ist die Entscheidung Israels, der UNRWA wegen ihrer Verwirklichung in den palästinensischen Terror jegliche Tätigkeit auf israelischem Territorium zu untersagen

 20.12.2024

Kunst

Leitung der documenta 16 wird heute bekanntgegeben 

Wer wird die nächste documenta kuratieren? Die Findungskommission der für 2027 geplanten Schau will ihre Entscheidung jetzt bekanntgeben

von Nicole Schippers  17.12.2024

Nach Assad-Sturz

Libanesischer Politiker ruft Landsleute zur Rückkehr auf

Im von zahlreichen Krisen geplagten Libanon herrscht neue Zuversicht. Nach den Worten eines wichtigen Politikers ist die Weihnachtsfreude in diesem Jahr gar »doppelt so groß«

 17.12.2024

Berlin

Chanukka-Basar in der Synagoge Pestalozzistraße: Kuchen, koscherer Glühwein und ein Bühnenprogramm

Am Sonntag findet der Basar im Innenhof der Synagoge statt. Es gibt ein vielfältiges Bühnenprogramm. Auch die »The Swinging Hermlins« werden auftreten

von Christine Schmitt  13.12.2024

Thüringen

Mario Voigt mit Stimmen der Linken zum Ministerpräsident gewählt

Der CDU-Politiker brauchte nur einen Wahlgang

 12.12.2024

Antisemitismus

RIAS: AfD ist eine Gefahr für Juden in Deutschland

Die Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus präsentierte auch neue Zahlen zu antisemitischen Vorfällen

 11.12.2024

Amsterdam

Nach antisemitischer Hetzjagd: Haftstrafen für drei Angeklagte gefordert

Einen Monat nach den Übergriffen stehen nun sieben Menschen vor Gericht

 11.12.2024

Brandenburg

Antisemitismusbeauftragter fordert Priorisierung der Bildungsarbeit

Auch die Sicherheit jüdischer Einrichtungen und Menschen müsse gewährleistet werden, sagte Büttner

 10.12.2024

Berlin

Nach dem Sturz von Assad: Wie geht es nun weiter für die syrischen Flüchtlinge in Deutschland?

von Anne-Béatrice Clasmann  09.12.2024