Neben der israelischen Regierung ist wahrscheinlich niemand für die äthiopische Alija so wichtig wie die amerikanischen Juden, die zu ihrer Finanzierung beitragen.
»Hier in Äthiopien zu operieren, ist extrem schwierig«, sagte John Fishel, Präsident der Jewish Federation of Greater Los Angeles, bei einem Besuch mit amerikanischen Sponsoren in Addis Abeba. »Ich glaube, die Rolle der Union of Jewish Congregations (UJC) besteht darin, darüber nachzudenken, wie wir die notwendigen Mittel verfügbar machen. Die Alija an sich durchzuführen, ist ein völlig anderes Thema, das ich gern den Experten überlasse.«
Das Bild, das sich den Besuchern in Äthiopien bot, sei äußerst komplex, und die Art und Weise, wie Israel die Alija handhabt, problematisch. Der Vorsitzende der Kampagne, Joel Tauber, sah sich gezwungen, öffentlich zu fragen, was passieren würde, wenn Israel seinen Beschluß widerrufen würde und die verbleibenden Falasch Mura nicht nach Israel kämen.
Am letzten Besuchsabend in Äthiopien sprach Tauber bei einem festlichen Dinner im Sheraton-Hotel in Addis Abeba das Thema an. »Die Chancen, daß die Alija abgeschlossen wird, stehen bei 70 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, daß die israelische Regierung den Beschluß aufhebt, liegt bei 30 Prozent. Wir werden es bald wissen.«
Taubers vorsichtige Warnung und die Probleme mit der Alija in Äthiopien haben dazu geführt, daß einige Spendensammler der Föderation meinten, sie würden sich lieber auf die UJC-Eingliederungsprogramme in Israel konzentrieren als auf die Idee, noch mehr Äthiopier in den jüdischen Staat zu holen.
»Zurück in den USA werde ich nur noch für die Eingliederungsprogramme Geld beschaffen und nicht mehr für die Alija«, sagt ein Spender der UJC, der darum bat, nicht namentlich genannt zu werden. »Es geht nicht, daß wir wichtige Gönner für ein Projekt interessieren, das dann gar nicht zustande kommt.« Eine Fundraiserin von der Ostküste meinte, sie würde nur für den Eingliederungsteil der Aktion Spenden beschaffen, denn sie persönlich halte sowohl die israelischen Kriterien für Einwanderer aus Äthiopien als auch die Handhabung des Alija-Prüfverfahrens für bedenklich. »Wir stellen die Menschen vor eine äußerst unfaire Wahl. Im Grunde sagen wir: Kommt nach Israel und konvertiert zum Judentum, und wir werden euch in jeder Hinsicht helfen. Jeder in Afrika würde sich dafür entscheiden«, sagte die UJC-Funktionärin. »Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich mit dem ›Einmal Jude, immer Jude‹ einverstanden bin«, sagte sie. »Ich habe einfach Fragen zu den Falasch Mura und will wissen, ob wir hier nicht unsere Grenzen überschreiten.«
Andere sind der Ansicht, es sei die historische Verantwortung der UJC, zu gewährleisten, daß die Alija stattfindet – und daß sie erfolgreich ist. »Es handelt sich um Menschen, die nach Israel wollen, sie wollen Juden sein«, sagte Meryl Ainsman, UJC-Funktionär aus Pittsburgh, der der äthiopischen Delegation angehörte. »Ich glaube, wir stehen an einem Punkt in der Geschichte, wo wir entweder fortfahren, Fehler zu machen, oder etwas tun, was für das Leben vieler tatsächlich von Bedeutung ist.«
Bislang hat die UJC die Zusage von mehr als 45 Millionen Dollar für die Aktion. Teilnehmer an der Sponsorenreise sagten am letzten Tag des Besuches zusätzlich 873.000 Dollar zu. Das erhöhte ihre Gesamtverpflichtung auf 4,1 Millionen Dollar.
Alle Teilnehmer an der UJC-Mission waren sich einig darüber, wie schockierend sie die Verhältnisse, unter denen die Äthiopier leben, gefunden hätten. »In meinem ganzen Leben habe ich eine solche Armut, wie wir sie gesehen haben, noch nicht erlebt«, sagte Julie Lipsett-Singer, UJC-Funktionärin von Central New Jersey.
Trotz aller Probleme, die die Alija der Falasch Mura mit sich bringt, waren viele UJC-Leiter überzeugt, allein aus humanitären Gründen sei es gerechtfertigt, die Äthiopier nach Israel zu holen. »Das Gute daran ist, daß wir den Menschen tatsächlich helfen können«, sagte Sam Astrof, Leiter der UJC-Finanzabteilung.
Der Schlüssel zum Erfolg der Aktion, liege nicht nur darin, die Äthiopier rasch aus Afrika herauszuholen, sondern sicherzustellen, daß sie, sobald sie in Israel angekommen sind, auch die richtige Hilfe erhalten, um produktive Staatsbürger zu werden. »Wir können dafür sorgen, daß aus diesen Menschen viele große Israelis, viele große Juden werden.« Uriel Heilman
Alija