von Christine Schmitt
Die ersten Bilder wechseln bereits wenige Minuten nach der Ausstellungseröffnung ihren Besitzer. Der Künstler Wolfgang Hirsch beobachtet von einem Stuhl aus, wie gut seine Werke bei den etwa 300 Be-
suchern der Jüdischen Galerie am Sonn-
tagnachmittag ankommen. »Ich bin glücklich«, sagt der 84-Jährige. »Es ist wie ein großer Geburtstag.« Endlich kann er seine Bilder in Berlin zeigen. Von dem Erlös sollen Bäume in Israel wachsen. »Wir wollen einen ganzen Hain im Galil pflanzen«, sagt Mario Marschall vom Jüdischen National-
fonds, Keren Kayemeth LeIsrael (KKL). Wahrscheinlich wird das Wäldchen den Namen des Spenders tragen.
Auf seinen Aquarellen, Grafiken und anderen Werken ist überwiegend Abstrak-
tes zu sehen. Meistens bevorzugt der Künstler exzessive, kontrastreiche Farbig-
keit. Gemalt hat Wolfgang Hirsch schon als Kind. Er galt als ein stiller Junge und zeichnete lieber seine Mitmenschen, als mit ihnen zu sprechen. Geboren wurde er in Greifswald, wuchs überwiegend in Berlin auf. Sein Großvater war Anfang des vorherigen Jahrhunderts Schatzmeister der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Wolf-
gang besuchte die Jüdische Oberschule, musste aber als 15-Jähriger vor den Nazis nach Dänemark fliehen. Vom besetzten Dänemark aus gelang er nach Schweden, wo er nach Kriegsende als Modelleur in ei-
ner Keramikfabrik arbeitete und schließlich ein Studium an der Fachhochschule für Kunstgewerbe in Stockholm begann. Da er als freischaffender Künstler nicht ge-
nügend Geld verdienen konnte, um seine mittlerweile vierköpfige Familie zu ernähren, wurde er Zeichenlehrer und später Ar-
chivar in einem Verlagshaus. In dieser Zeit malte er so gut wie gar nicht. Erst 1974 – nach mehr als 30 Jahren in Schweden – kehrte er nach Deutschland zurück und nahm wenig später wieder einen Pinsel in die Hand. Heute lebt er in Pinneberg bei Hamburg, wo er immer noch gerne in seinem Atelier steht und malt. »Ein paar Werke möchte ich noch schaffen«, hat er sich vorgenommen. Und einen ganz be-
sonderen Wunsch hat Hirsch auch noch: »Ich möchte zur Einweihung des Hains nach Israel fahren.«
Die Ausstellung »Farbklang & Innenwelten« ist noch bis zum 21. Juni in der Jüdischen Galerie, Oranienburger Straße 31, zu sehen.
www.juedische-galerie.de