von Axel Seitz
Selbstverständlich kam Landesrabbiner William Wolff Anfang Dezember ins mecklenburgische Krakow am See zur Einweihung des jüdischen Friedhofs. Drei Jahre lang war dieser rekonstruiert worden. Dabei war vor einigen Wochen gar nicht sicher, ob Wolff im neuen Jahr solchen Bitten hätte entsprechen können. Die Verhandlungen um den neuen Staatsvertrag zwischen dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern und der Landesregierung hatten sich schwieriger gestaltet als erwartet. Dabei traten Irritationen vor allem innerhalb der Landesregierung auf. Während das für die Verhandlungen zuständige Kultusministerium die Zuwendungen für die beiden jüdischen Gemeinden in Rostock und Schwerin erhöhen wollte, verwies das Finanzministerium auf die leeren Haushaltskassen.
Bisher erhielt der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern 294.000 Euro jährlich. Seit der Unterzeichung des letzten Staatsvertrags im Jahr 2001 hat sich die Zahl der Mitglieder in den beiden norddeutschen Gemeinden fast verdoppelt auf 2.000.
Am Rande der Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und CDU kam dann letztlich doch noch Bewegung in die Gespräche innerhalb der Regierung. Am 5. Dezember konnten Land und Gemeinden den neuen Staatsvertrag unterzeichnen. Für 2006 erhält der Landesverband 31.000 Euro mehr, bis 2010 steigert sich der Zuschuß auf 355.000 Euro jährlich. Damit kann auch weiterhin der Landesrabbiner bezahlt werden.
Sowohl der Vorsitzende des Landesverbands, Igor Jesernitzki, als auch der neue Kultusminister, Henry Tesch, zeigten sich letztlich mit der geschlossenen Vereinbarung zufrieden. Bei der Vertragsunterzeichnung würdigte der CDU-Politiker die Arbeit der jüdischen Gemeinden als religiöse und kulturelle Bereicherung für Mecklenburg-Vorpommern.
Die Juden in Schwerin sorgen sich jedoch nach wie vor um ihr Gemeindezentrum. Vor einem Jahr schien klar, daß die Stadt der jüdischen Gemeinde das Gebäude einer ehemaligen Berufsschule überläßt. Bis Ende 2006 sollte, so glaubte Finanzdezernent Wolfgang Schmülling damals, das Gemeindezentrum fertig und eine neue Synagoge eröffnet sein. Begonnen hat der Bau bis heute nicht, statt dessen wurde abgewartet, gerechnet und festgestellt, daß der geplante Umbau viel zu teuer würde, und das Gebäude für die jüdische Gemeinde auch viel zu groß sei.
Finanzdezernent Schmülling steht nach wie vor zu seinem Versprechen, denn »aus Geldgründen dürfe das Projekt eines neuen Gemeindezentrums nicht scheitern«. Einen entsprechenden Beschluß hatten auch die Schweriner Stadtvertreter in diesem Jahr getroffen. Inzwischen werden neue Varianten geprüft, dabei könnte letztlich das neue Gemeindezentrum am angestammten Platz am Schlachtermarkt entstehen. Das Kultusministerium sichert weiterhin 600.000 Euro zu, hier im Stadtzentrum könnten möglicherweise auch Mittel für den Denkmalschutz eingesetzt werden. Valeriy Bunimov vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde sieht in diesem Vorschlag die beste Lösung, denn »an diesem Standort leben in Schwerin Juden schon seit mehr als 200 Jahren«. Doch Bunimov bleibt vorsichtig, ihn treibt vor allem die Frage um, was der Umbau kosten wird, wer ihn bezahlt und wieviel die Gemeinde künftig zahlen muß.
Es scheint realistisch, daß der jetzige Anbau mit Saal auf dem Hof abgerissen und dort ein größerer Saal mit Synagoge gebaut wird. Anschließend könnten die Vordergebäude saniert werden. In den kommenden Wochen will man prüfen, ob dieses Vorhaben in Angriff genommen werden kann. Die Chancen stehen nicht schlecht.