Viel ist von den rund 640 Jahren jüdischen Lebens im thüringischen Schmalkalden nicht übrig geblieben. Nur das alte Schulhaus mit Mikwe an der Nährstiller Straße 3 und der angrenzende jüdische Friedhof, der schon zu DDR-Zeiten asphaltiert wurde und nicht mehr als Grabstätte zu erkennen war. Das Haus ist unansehnlich geworden. Bis vor einigen Jahren war es noch bewohnt. Vor Kurzem zog die letzte Mieterin aus.
Die Stadt am Südwesthang des Thüringer Waldes hatte nun ein Problemeckchen mehr. Das soll jetzt beseitigt werden. Die Asphaltdecke wurde bereits im Juni beseitigt. 13.000 Euro bewilligte der Stadtrat dafür. Allerdings nicht einstimmig, wie der parteilose Bürgermeister Thomas Kaminski feststellt. »Nicht alle Stadträte waren der Meinung, dass wir das machen sollten, doch ich denke, es war ein wichtiges Zeichen vonseiten der Stadt«, sagte der Bürgermeister.
Das erkennt auch der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Wolfgang Nossen. Seit Jahren verhandelt Nossen mit Schmalkalder Bürgermeistern vor allem über den Friedhof, der in den 60er-Jahren zu 60 Prozent versiegelt wurde und als Parkplatz für einen Supermarkt diente. »Kaminski war für mein Argument, dass doch wohl keiner wolle, dass auf den Gräbern der Angehörigen Autos parkten, aufgeschlossen.« Als der junge Bürgermeister vorschlug, dass man die alte Schule sanieren und dort ein jüdisches Museum einrichten könne, war Nossen einverstanden. »Finanzieren können wir das allerdings nicht«, betont der Landesvorsitzende. Von den vorsichtig geschätzten 500.000 Euro wolle die Gemeinde zehn Prozent übernehmen. Man müsse überlegen, ob nicht Gelder aus dem Konjunkturprogramm oder aus der Städtebauförderung beantragt werden könnten.
Ab September soll ein Architekt eine Be-
standsaufnahme für die Sanierung erstellen. Auf die Grünfläche, in deren Mitte eine 700 Jahre alte Eiche steht, möchte Nossen zehn bis 15 alte Grabsteine der ursprünglich 128 Steine zurückbringen lassen, die bei der Versiegelung des Grundes 1962 auf den neuen Friedhof im Eichelbach umgesetzt worden waren. »Der Ort soll schließlich auch ein gewisse Würde ausstrahlen«, sagt Nossen. Mit ersten Planungen rechnet er erst für 2010. Heide Sobotka
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