»In einer Stadt, in der es keinen jüdischen Friedhof gibt, kann eigentlich auch keine jüdische Gemeinde existieren. Denn unsere Toten müssen nach altem Ritual be-
graben werden.« Aus genau diesem Grund ist Volodymyr Levytsky, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt/Oder, sehr glücklich, dass er jetzt den Kaufvertrag und auch schon die ersten Planungsunterlagen für das künftige Gelände am Südring präsentieren kann.
Für 14.500 Euro, die vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Brandenburg stammen, konnte man von der Stadt ein 2.800 Quadratmeter großes Ge-
lände erwerben, das bisher zum ungenutzten Bereich des Hauptfriedhofs gehörte. »Es wird mit einem Zaun und Grünpflanzen umgeben werden und auch einen eigenen Zugang mit Beleuchtung erhalten«, erläutert der 72-jährige Levytsky. Zunächst soll Platz für 85 Grabstellen geschaffen werden. Das gesamte Gelände reiche je-
doch für mehr als 200 Gräber aus.
Den Friedhof hat sich die Gemeinde aus naheliegenden Gründen gewünscht. Fast die Hälfte der 190 Mitglieder, die in den vergangenen 20 Jahren aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion zugewandert waren, sind über 60 Jahre alt. Darin liegt auch ein Problem: Da in jüngster Zeit immer weniger Zuwanderer kommen – im vergangenen und in diesem Jahr waren es jeweils nur eine Familie, während in früheren Zeiten 20 bis 30 pro Jahr kamen – ist die Zukunft der Gemeinde ungewiss.
Der frühere jüdische Friedhof von Frank-
furt befindet sich in der ehemaligen Damm-
vorstadt, dem seit 1945 polnischen Slubice. In jüngster Zeit war er wieder ins Bewusstsein gerückt, da dort mehrere berühmte Rabbiner bestattet sind, deren Gräber von amerikanischen Juden restauriert wurden. Die Bestattung von heute in Frankfurt le-
benden Juden wäre dort aus juristischen Gründen nicht möglich.
Nach einer noch durchzuführenden Weihe des Geländes am Südring durch einen Rabbiner soll noch in diesem Jahr mit den Gestaltungsarbeiten begonnen werden. »Wir wollen dort auch eine Trauerhalle errichten«, kündigt Levytsky an, der als gelernter Bauingenieur die Planungen voll im Blick hat. Dietrich Schröder
Frankfurt/Oder