von Barbara Link
Ein Jahr lang war das Jüdische Kulturmuseum Augsburg-Schwaben geschlossen. Am 7. November wird es wiedereröffnet: Die Besucher erwartet ein museales Erlebnis besonderer Art.
Das Augsburger Museum, 1985 von Julius Spokojny, dem damaligen Präsidenten des Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg, gegründet, war eines der ersten jüdischen Museen in Deutschland. In der ehemaligen Frauengarderobe der Jugendstil-Synagoge waren im niedrigen Raum unter der Empore früher Exponate aus dem 17. und 18. Jahrhundert ausgestellt. Die Augen der Besucher irrten ein wenig ratlos zwischen dem Dunkel der Wände und den übergroßen Glas-Vitrinen umher. Die Bedeutung der ausgestellten Judaica waren oft ungenügend erklärt.
An gleicher Stelle erstreckt sich nun die Geschichte der Augsburger Juden vom ausgehenden Mittelalter bis zur Gegenwart – ohne überladen zu wirken. Benigna Schönhagen, die Leiterin des Museums, hat zusammen mit dem Innenarchitektur-Büro Kolb und der Grafik-Agentur KW Neun inhaltlich und gestalterisch neue Schwerpunkte gesetzt. Mit Klapptafeln und Schubladen wurde die Ausstellungsfläche erweitert. Zusätzliches Wissen steckt in Hörstationen und Computern. Viel Licht, klare Linien, monochrome Flächen in Hell- und Dunkelgrün leiten den Besucher und lassen ihm doch alle Freiheiten beim Rundgang. Er kann dem »Band der jüdischen Tradition« folgen: »Lebenskreis-Vitrinen« dokumentieren Traditionen und religiösen Alltag von der Geburt bis zum Tod. Guckfenster schärfen den Blick für Details.
Die Geschichte der schwäbischen Juden wird anhand der Toraschilder aus den ehemaligen schwäbischen Gemeinden anschaulich. Aufschlußreich werden religiöse, geographische, kulturelle und soziale Zusammenhänge erklärt. Nicht zuletzt kann der Besucher auch chronologisch die Geschichte der Augsburger Juden verfolgen – rührende und erschreckende Details dokumentieren die Anfänge. Viel Kostbares ist dem Museum von Privatleuten vermacht worden, beispielsweise die Spendenkasse des Israelitischen Frauenvereins vom Ende des 19. Jahrhunderts.
Die »Feste im Jahreskreis« sind konstantes Thema einer kleinen Wechselausstellung. Sie finden Platz in einem langgestreckten Tisch, der mit Vitrinen, Schub- laden und Flachbildschirmen unterschiedliche Sehgewohnheiten anspricht. Für Kinder wurde eine eigene Linie auf ihrer Augenhöhe entworfen.
Im ebenfalls neugestalteten Foyer hat der Museumsshop eine gemütliche Nische gefunden. Hier sollen auch regelmäßig Kulturprogramme gezeigt werden. Vor den hohen Bücherregalen, bestückt von Rachel Salamanders Literaturhandlung, läßt sich hier nach dem Rundgang durchs Museum auch in literarischen Neuerscheinungen und Klassikern stöbern.