Regionalgeschichte

Altfränkisch

von Michael Schäbitz

Jüdisches Leben in Franken bedeutete lange Zeit ländliches Leben. Der erste Band der Reihe Franconia Judaica widmet sich seiner Besonderheiten von 1806 bis heute. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts bekam jüdisches Leben in Franken einen anderen Charakter. Durch die sogenannten Judenmatrikel wurde zunächst nur eine bestimmte Anzahl jüdischer Haushalte an einem Ort geduldet. Eingeführt wurden die Judenmatrikel 1813 durch ein Gesetz, das die rechtliche Situation der Juden in Bayern und den 1806 zu Bayern gekommenen fränkischen Territorien vereinheitlichte. Das Gesetz bedeutete für viele Juden eine Verbesserung ihrer Situation.
Als jedoch mit wachsender Bevölkerungszahl und wirtschaftlicher Dynamik im Zuge der Industrialisierung mehr Flexibilität und Mobilität gefragt war, wurden die strengen Matrikelstellen hinderlich und zwangen Tausende Juden zur Emigration, zumeist in die USA. 1861 wurden die Matrikel endgültig abgeschafft und viele fränkische Juden verließen die ländlichen Gegenden. Der Anteil der jüdischen Bevölkerung auf dem Land sank von fast 80 Prozent Mitte des 19. Jahrhunderts auf weniger als 30 Prozent im Jahr 1918. Parallel dazu verlief der soziale und wirtschaftliche Aufstieg vieler Juden. Wie überall in Deutschland legten sie großen Wert auf Bildung und hatten zudem durch die lang anhaltende, von staatlicher Seite vorgegebene Beschränkung auf Handelstätigkeiten einen Startvorteil in der modernen kapitalistischen Wirtschaftswelt. Dies ließe sich als Erfolgsgeschichte beschreiben, hätte die offene wie auch latente Judenfeindschaft eine vollständige Integration verhindert.
Als 1933 mit Hitler und der NSDAP die Vertreter eines rassischen Antisemitismus an die Macht kamen, hoben sie die Emanzipation der Juden wieder auf und drängten viele ins Ausland. Die Judenverfolgung wurde in Franken jedoch verschärft durch den Radikalismus des Gauleiters Julius Streicher, der bereits im August 1938 die Hauptsynagoge in Nürnberg schleifen ließ.
Nur wenige von ihnen überlebten die Todeslager und Ghettos. Und auch wenn die meisten Überlebenden nicht in die alte Heimat zurückkehrten, gab es nach dem Krieg trotzdem einen Neuanfang jüdischen Lebens in Franken. Lange jedoch hatte es provisorischen Charakter, denn viele Juden lebten auf gepackten Koffern. Wenn nicht sie selbst, dann sollten wenigstens ihre Kinder Deutschland verlassen. Diejenigen, die blieben, arbeiteten daran, die Ambivalenz jüdischen Lebens in Deutschland zu überwinden. Heute stehen die Juden in Franken durch die Zuwanderung aus Osteuropa vor neuen organisatorischen Problemen.
Ein Parforceritt durch 200 Jahre jüdische Geschichte auf 192 Seiten. Das Thema ist bei weitem nicht erschöpft. Man darf gespannt sein auf weitere Werke dieser Reihe.

Juden in Franken von 1806 bis heute. 15 Euro. Zu bestellen bei der Bezirksheimatpflege Mittelfranken, Telefon 0981/ 46 64-50 02

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025

Weimar

Historiker Wagner sieht schwindendes Bewusstsein für NS-Verbrechen

Wagner betonte, wie wichtig es sei, sich im Alltag »gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Muslimfeindlichkeit und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« zu engagieren

 07.04.2025

Sachsen-Anhalt

Fünf Stolpersteine in Magdeburg gestohlen

Die Tat soll sich am 1. April ereignet haben

 03.04.2025

Gastbeitrag

Vom Schweigen zum Handeln

Das Bayerische Bündnis für Toleranz ist heterogen. Doch beim Kampf gegen Antisemitismus steht es vereint

von Philipp Hildmann  03.04.2025

New York

UN: Hunderte Kinder seit Scheitern der Waffenruhe in Gaza getötet

Unicef-Exekutivdirektorin fordert die Terrororganisation Hamas und Israel auf, dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und Kinder zu schützen

 01.04.2025

Berlin

»Hans Rosenthal erinnert uns daran, dass jüdisches Leben zu Berlin gehört«

Der Regierende Bürgermeister: »Er überlebte die Schoa nur, weil ihn einige mutige Frauen aus Lichtenberg in einer Schrebergarten-Kolonie versteckten«

 01.04.2025

USA

Michel Friedman: Trumps Krieg gegen Medien ist unerträglich

Der Publizist warnt vor den Angriffen des US-Präsidenten auf kritische Berichterstattung und akademische Freiheit

 28.03.2025