Als Unrecht Recht war
Bayerns Justizministerin erinnert an das Schicksal
jüdischer Anwälte
Der Historiker und Archivar Reinhard Weber hatte sich schon vor seiner Pensionierung dem Schicksal der jüdischen Anwälte in Bayern verschrieben. 1998 veröffentlichte er unter dem Titel Jude und De-
mokrat die Erinnerungen eines Münchner Rechtsanwalts 1883 bis 1939. Nun erschien ebenfalls im Oldenbourg Verlag ein weiteres Werk: Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933. Darin weist Weber akribisch die über jüdische Anwälte besonders früh und von der eigenen Standesgesellschaft besonders effizient hereingebrochene Ausgrenzung bis hin zum Berufsverbot nach.
Vor kurzem fand im Rahmen eines Festakts in der Münchner Residenz in Anwesenheit vieler prominenter Vertreter der heutigen bayerischen Justiz die Vorstellung der umfassenden Gesamtdarstellung des Schicksals jüdischer Anwälte in Bayern statt.
Unter den zahlreichen Ehrengästen begrüßte die bayerische Justizministerin Beate Merk insbesondere Charlotte Knobloch, jedoch nicht nur in ihrer Funktion als Präsidentin des Zentralrats der Juden und der Israelitischen Kultusgemeinde München. Im Brennpunkt standen vielmehr deren Erinnerungen als Tochter eines von den Nationalsozialisten verfolgten bayerischen Rechtsanwalts.
Sichtlich bewegt ließ Charlotte Knobloch Episoden aus ihrer Kindheit Revue passieren, die das Los ihres Vaters Fritz Neuland als charakteristisch für die Erfahrung jüdischer Juristen erkennen ließen.
Für das bayerische Justizministerium war es nach einer Eingabe des Landtagsabgeordneten Klaus Hahnzog zu einem wichtigen Anliegen geworden, das Projekt der Erforschung und Dokumentation der Biographien jüdischer Anwälte in Bayern zu unterstützen. »Wir haben dies im Bewußtsein unserer Verantwortung dafür getan«, betonte die Justizministerin Beate Merk, »daß das Unrecht, das den jüdischen Kollegen damals auch im Zusammenwirken von Justizverwaltung und Rechtsanwaltskammern zugefügt wurde, nicht vergessen werden darf.« Ellen Presser